St. Pauli – SC Freiburg 1:0
Sa, 09.03.02, Millerntor

Should I stay or should I go?

Tja, Thomas, überleg´s Dir genau!

Aber kommen wir zum Thema:

Nach dem 9-Punkte-Spiel gegen Mönchengladbach nun das 12-Punkte-Spiel gegen die Breisgauer? Wie dem auch sei, es war verdammt wichtig und bescherte uns zumindest derer drei.

Das Spiel war – besonders im ersten Durchgang – recht öde, aber wie floskelt es so schön? Am Ende zählen nur die Punkte!

Das soll´s jetzt auch vom Spiel gewesen sein, das hab ihr eh´ alle gesehen und wurde schon tausend mal in den Medien verwurstet. Was war sonst noch rund um das Freiburg-Match los?

Reichlich Spruchbänder wurden vor dem Spiel hochgehalten, wobei ich nicht bei allen erkennen konnte, worum es ging, aber es dürften hauptsächlich die Themen Schiedsrichter und Meggle gewesen sein. Dieser hieß gestern übrigens Markus Merk, seines Zeichens Zahnarzt, und machte seine Sache einigermaßen gut. Und Meggle? Der war ja gesperrt und hat nun Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob er nun bleibt oder geht?

Apropos gehen: Bajramovic hat wohl auch nicht damit gerechnet, dass er zu einem möglichen Absteiger wechselt, während sein jetziges Team den Klassenerhalt vielleicht packt, wenn man die Leistung der Freiburger gestern und die des FC St. Pauli in der Rückrunde zu Grunde legt... tja, dumm gelaufen.

Etwa 1.500 Freiburg-Fans waren – zumindest optisch – anwesend. Diese übten sich nach dem Match in einer Sitzblockade des Mannschaftsbusses – da haben die sich ja was feines abgeguckt, als St.Pauli-Fans das gleiche mit ihrem Bus damals vor dem Dreisamstadion praktizierten. Und als Belohnung gab´s wohl noch ´ne Kiste Bier aus der Geschäftsstelle. Ob´s getröstet hat? Tja, bei den "Breisgau-Brasilianern" ist man halt andere Fußballkost gewohnt als dieses lustlose Gekicke, was die in blau spielenden Gäste da gestern abgeliefert haben...

Der Support passte sich dem phasenweise langweiligen Mittelfeldgeplänkel an. Einzig die "Willi"-Rufe bei der Freiburger Mannschaftsaufstellung sorgten für ein wenig Heiterkeit. Aber nachher ging´s, und die Auslaufparade war ausgedehnt und fröhlich. Ein gutes Gefühl, und überall wieder glückliche und zuversichtliche Gesichter. Ein Punkt in Cottbus, drei gegen Stuttgart, und die gute Rückrundenleistung könnte sich endlich mal positiv in der Tabelle niederschlagen.

Zum Après Match ging´s in den Fanladen, wo es wegen der Derby-Tickets einen ziemlichen Andrang gab. Gebührend wurden auch die glorreichen sieben Barcelona/Madrid-Fahrer verabschiedet ("Olé, wir fahr´n im Bus nach Barcelona..."), bevor es nach einem Abstecher zwecks Aufnahme fester Nahrung zu meinem "Zweitwohnsitz" Davidstraße ins Jolly ging. Doch halt, vorher siegte wieder die Neugier und ich schnupperte kurz ins "Herzblut". Dort war´s recht voll, aber gähnend langweilig. Was für ein Kontrast dann im JR, wo bereits der Papst im Kettenhemd boxte! Die Luft zum Schneiden dick und alles feierte, als wäre es das letzte mal. Nun ja, es war zumindest der vorletzte Heimspiel-Abend im Jolly, da kommt schon jetzt fast so was wie Wehmut auf...

Vorwärts im Kampf um den Klassenerhalt!

Victor

Borussia Dortmund - St. Pauli 1:1
Sonntag, 03.02.02, Westfalenstadion

Kein Biotop der Glückseligkeit

Nach dem Desaster der Schalke-Fahrt nun doch noch ein Sonderzug in den Ruhrpott, aber unter ganz anderen Vorzeichen. Denn in diesem Zug sollten nur Fans und Fanclubs mitfahren, die der Fanladen-Crew durch einigermaßen anständiges Benehmen bekannt waren. Der Zug war letztlich mit 350 Leuten nicht ausverkauft, aber so war´s ein netter, gemütlicher Sonntagsausflug, und vom Fußboden hätte man essen können... 11.00 Uhr Abfahrtszeit, ich weiß gar nicht, was die Leute gegen Sonntagsspiele haben... ;-)

Unsere Ecke verkürzte sich durch unfassbar schwachsinniges Gesülze die Reisezeit – ein Biotop der Glückseligkeit inmitten von nicht durch die Style Police genehmigten Klamotten tragenden Volldeppen, deren einziger Zweck es zu sein scheint, als Auffangbecken für Leute zu dienen, die an der PISA-Studie teilgenommen haben. Und nun kommt mir nicht und sagt, das wären alles Vorwürfe aus dem Zentrum der Hölle – mit Tanten! Alles klar? ;-)))

Doch damit nicht genug: Flexible Arbeitszeiten, Pro15:30-Aktionen, Selbstjustiz, Fasten, Spanferkel, biophysikalische Seeigelanalysen, Computer-Betriebssysteme, Teurer Port und billiges Dosenbier, die taz, das Aussehen beim After Shower, Bowlingtechniken, Landeanflüge bei Orkanböen und ähnlich wichtige Themen kamen auf die Tagesordnung und wurden fachgerecht verwurstet und abgehakt. Und für Ben ("if you got no control") sind "Tore wie ein Orgasmus – irgendwann müssen sie kommen!" Na, das sehen die Fans des 1. FC Köln vielleicht ein wenig anderers...

Jedenfalls hatten wir eine Menge Spaß, und trotz der halbstündigen Verspätung kreuzte man noch im entsprechenden Viertel vorbei, um im "B-Trieb" bei ein paar Gläschen Pils potentielle Ausschankmöglichkeiten gedanklich ins Jolly Roger zu übertragen, was aber nicht einfach war.

Dann ging´s in Richtung Stadion, was im Gegensatz zur Schalker Halle diesen Namen noch verdient, trotz seiner immensen Größe. Das Ding ist echt imposant geworden, und die Südtribüne gegenüber haut einem optisch echt die Socken weg, auch wenn ich akustisch schon andere Sachen in Dortmund erlebt habe.

Leider fällt der Gästebereich stark ab. Stehplätze gibt es nur noch in einem schmalen Streifen ganz unten (völlig indiskutabel), wer einigermaßen sehen wollte, musste sich ´nen 20 Euro teuren Sitzplatz darüber nehmen und sich auf die schalen Schalen stellen. Zudem wurde auch diese Tribüne vergrößert, so dass man nicht mehr oben unterm Dach steht, was den Support schwieriger als beim letzen Gastspiel unser Bhoys in Brown machte, als wir den Ground sangestechnisch im Griff hatten. Diesmal war kaum zu hören, wenn ganz links irgendwas zu singen angefangen wurde. Insofern würde ich dem St.Pauli-Support eher eine 4 geben, wobei ich uns im Nachhinein (bei dieser unsäglichen "ran" Sendung) aber erstaunlicher weise ganz gut gehört habe. Im Abendblatt stand was von 3.500 St.Pauli-Fans, das halte ich aber für sehr großzügig geschätzt, 2.000 kommt wohl eher hin. Immerhin 3 x weniger als auf Schalke...

Da half das Spiel – zumindest bis zur 82. Minute - natürlich auch kräftig mit, na ja, ihr habt´s ja alle gesehen. Aber dass wir am Ende um zwei Punkte beschissen wurden, ist wirklich nicht mehr Fröhlich! Ich war nach dem Spiel so niedergeschlagen wie lange nicht mehr. Zwei Punkte weg und Meggle rotgesperrt. So´n Shiet.

Es ist einfach zum Verzweifeln. Trotz einer super Rückrunde (Punkte gegen Topclubs wie Hertha, Leverkusen und Dortmund geholt, gegen Bayern und Wolfsburg gewonnen) ist der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen größer denn je. Aber Demuths Rückrunden-Taktik greift, und ich bin mir sicher, dass wir noch eine ganze Menge Punkte holen werden. Doch um nicht abzusteigen, müssen uns die anderen Teams auch mal helfen und die Schiris uns nicht mehr benachteiligen. Aber falls es am Ende doch nicht reichen sollte, steigen wir wenigstens erhobenen Hauptes ab, weil wir uns teuer verkauft haben (jeweils 5 Euro ins Pathos- und ins Phrasenschweinchen...).

Der Abmarsch in Richtung U-Bahn verlief etwas chaotisch, weil der Dortmunder ÖPNV die Massen nicht bewältigen konnte, so dass wir – endlich am Hbf angekommen - bis zur Abfahrt des Zuges gerade mal 20 Minuten hatten, um uns mit dem Nötigsten an Proviant zu versorgen. Leider ist der Dortmunder Hauptbahnhof für diese Zwecke viel zu lütt, denn es gibt viel zu wenig Shops, und überall waren riesige Schlangen. Und dann lungerten da noch irgendwelche komischen Faschos rum, um die sich aber keiner mehr gekümmert hat.

Die Rückfahrt verging wie im Fluge (siehe Hinfahrt). Und – Achtung! – der Zug kam tatsächlich und unerwartet pünktlich in Hamburg an, so dass wir noch bequem die U- und S-Bahnen nach Hause bekamen.

Fazit: Bis auf die letzten 8 Minuten des Spiels eine sehr nette Fahrt, vor allem verglichen mit Schalke. Ich würde sogar sagen, vielleicht einer der besten in dieser Saison.

Zu guter letzt möchte ich euch nur noch ein Zitat von unserem Ben (the Sekt Maniac) ans Herz legen: "Wenn Fußball geiler als Sex bleiben soll, dann dürfen wir uns nicht auf vorhersehbare Höhepunkte, wie es auch noch so coole Lieder wie "Song 2" sind, verlassen!"

In diesem Sinne: Whooohooo!

C. Bronson

FC St. Pauli – Mönchengladbach 1:1
Samstag, 23.02.02, Millerntor

Die Welt ist ungerecht

Von einen "9 Punkte Spiel" war vor der Begegnung die Rede – zumindest ging´s um die Wurst und gegen einen Konkurrenten im Nichtabstiegskampf.

Nach dem es reichlich geschneit hatte, stand das Spiel auf der Kippe, fand dann aber doch statt, was ich schon wegen der von weiter angereisten absolut okay finde. Der Rasen war nur in den Strafräumen freigeschaufelt worden (warum nicht der ganze Platz?), so dass es sich bei dem Geschlitter fast um eine neue Olympische Wintersportart gehandelt haben könnte – Salt Lake City – Außenstelle St. Pauli?

Leider kam uns die weiße Matsche nicht zu Hilfe, ich hoffte ja auf ein verschneites Zufallstor in der 90. Minute, aber nein. Nur 1 Punkt – zu wenig. Das Fußballwunder St. Pauli findet in diesem Jahr wohl nicht statt.

Die Stimmung war so lala, die knapp 2.000 angereisten MG-Sups waren zumindest optisch vertreten, samt eines Vorsänger-Hampelmannes. Die Feuchten Biber versuchten permanent, den umgetexteten "Martin O´Neill" Song anzustimmen, hatten mit der richtigen Umsetzung aber ebenso Probleme wie mit der Durchsetzung. Na ja, die Celts sind im Singen halt nicht zu toppen. ;-)

Nach dem Match ins Jolly, wo die Cops verzweifelt versuchten, die bösen St.Pauli ABC-Fans zu provozieren. Dabei dachte ich, die Schergen sind zur Zeit alle damit beschäftig, das Drogenproblem in St. Georg zu lösen... ;-))) Tja, jede Stadt bekommt halt den Innensenator, den sie verdient bzw. gewählt hat.

Neugierig wie wir sind, spionierten wir auf ein Pils im "Herzblut", was aber nicht so aufregend war. Nun ja, von dem erwünschten (?) Yuppie-Publikum keine Spur, zumeist eher so Normalo-Fans, die brav an ihren Tischen saßen. Gähn.

Ein paar Stunden später wollte ich noch mal reinschauen, die Türsteher ließen mich aber nicht rein. Keine Ahnung, warum, so dick nach Fan sah ich eigentlich nicht aus. Sie meinten, wenn ich was essen wollte, könne ich rein. Häh? Nun, ich war auf keinen Fall beleidigt, sondern habe mich köstlich darüber amüsiert, zu mal der Schuppen momentan vielleicht halb voll war, und mich gefragt, wie die so die 1,35 Mio Euro für die Einrichtung wieder reinholen wollen...

Wie dem auch sei, sollen die machen, was sie für richtig halten, im Jolly boxte derweil der Papst im Kettenhemd. Dort wurde gefeiert, als gäbe es den Laden bald nicht mehr. Huch – ihn gibt´s ja wirklich bald nicht mehr, denn am 23.03. ist Schluss mit Lustig, Ende Gelände, aus, vorbei.

Die Welt ist halt ungerecht.

Duncan

SC Norderstedt - FC St. Pauli (A) 0-2 (0-1)
Ochsenzoller Straße - 17.02.2002

Sieg bei St.Paulis Altersruhesitz

Der erste Auftritt im neuen Jahr, und gleich das Schlagerspiel gegen den St. Pauli-Altersruhesitz Norderstedt. Ist ja immer wieder lustig, dass der Anhang der Norderstedter vor allem aus hsvern besteht, während die Mannschaft zur Hälfte aus alten St. Paulianern zusammengesetzt ist.

Bei strahlendem Sonnenschein wollten ca. 1.000 Leute sich das Spiel angucken, darunter auch ca. 300 St. Paulianer. Und die Amateure boten eine Super-Leistung und erspielten sich ein souveränes 2-0. Besonders schön, das unser aller Liebling Hirschlein kläglich mit einem Elfmeter scheiterte, da konnte man auch gelassen über seine ständigen Ellbogenschläge und das ewige Nachtreten hinwegsehen. Wirklich, ein sehr fairer Sportsmann.

Der Schiedsrichter war (Überraschung!) auch mal wieder katastrophal, Karatesprünge in Kniehöhe der Norderstedter blieben ohne Folgen, dafür gabs dann die rote Karte für einen Ersatzspieler, als er einem Kommentar zum Elfmeter abgab. Es ist immer schön, wenn man das richtige Fingerspitzengefühl hat...

Ansonsten war nix spannendes los, der Aufstieg ist noch machbar und alle gingen zufrieden nach Haus.

Ach ja, die Stimmung war auch sehr mau, alle guckten sich das Spiel nur an, nicht mal Carpe-Diem bot Dauersupport. Hoffentlich reißt das nicht ein, wofür gibt es euch denn sonst, hähä...

tf

FC St. Pauli - Bayer Leverkusen 2-2 (1-1)
Millerntor - 16.02.2002

Südkurvenultras...

Wieder mal ein Schicksalsspiel, 3 Punkte oder der Abstieg rückt wieder ein Stück näher...

Dank der mangelhaften Leverkusener Beteiligung am Zuschaueraufkommen war das Stadion nicht ausverkauft, 300 Gästefans sind für einen Meisterschaftsfavorit doch etwas peinlich (aber nicht wirklich überraschend). Leider zeigten weder die Mannschaft noch das Publikum die Leidenschaft vom Bayern-Spiel, die Spieler gingen etwas verhalten zur Sache, was allerdings auch an den ziemlich guten Leverkusenern lag. Man hatte den Eindruck, dass jeder einzelne Bayer-Spieler läuferisch und spielerisch den St. Paulianern deutlich überlegen war. Ist aber auch kein Wunder, wenn man sich die Gehälter mal so anguckt.

Trotzdem hielt St. Pauli gut mit, und der Punkt war letztlich zwar glücklich, aber verdient. Mit einem unberechtigten Elfmeter in der letzten Minute noch einen Punkt zu holen ist ja immer ganz schön und die Leverkusener brauchen sich auch gar nicht aufzuregen. Wer zu dumm ist, diverse fette Chancen zu nutzen, der kassiert halt noch mal ein Tor. Und der Elfer war mindestens genauso berechtigt, wie der letzte Woche in Schalke. Außerdem wurde noch das reguläre 2-1 nicht anerkannt, also kein Grund zum rumjammern.

Die Schiedsrichterleistung war auch mal wieder unter aller Sau, wie eigentlich jedes mal. Es ist wirklich nervig, das ständig unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden, Leverkusen darf treten und bekommt keine Karte, bei St. Pauli wird für jeden Schubser gleich Gelb gegeben. Langsam macht das keinen Spaß mehr.

Jedenfalls kam durch die abstrusen Pfiffe etwas Leben ins Publikum, das über weite Strecken doch ziemlich verhalten war. Kein Vergleich zur unvergleichlichen Stimmung gegen Bayern (das war ja auch ein Selbstgänger bei dem Spiel... d.Korr.). Schön war allerdings, das Riesentransparent vorm Anpfiff, das den wohl allen bekannten Guido Schröter-Comic darstellt und den Sieg gegen Bayern gebührend würdigte ("Herr hol mich zu dir, was soll jetzt noch besseres kommen" oder so). Sehr schöne Arbeit der Passanten! (Auch schön wieder mal die Choreographie der Südkurve - letztes mal Wunderkerzen, dies mal tausend bunte Fähnchen - die mutieren ja langsam zum Ultra-Block ;-) - weiter so! d.Korr.)

Nach dem Spiel gab es dann eine unverständliche Aktion der Polizei, als sie den Leuten den Zutritt zum Jolly Roger verweigern wollten, und das in ziemlich provokativer Art und Weise. Da wollten die Hamburger ihren bayerischen Kollegen wohl mal zeigen, was sie so draufhaben. Allerdings ging das gehörig in die Hose, es stand kurz vor einer Eskalation, als schließlich 200 Leute vorm Laden standen und die Wachtmeister immer mehr bedrängten. Die machten denn auch das einzig richtige und zogen sich unter lautem "ACAB"-Gebrülle zurück. Und schon waren alle beruhigt und tranken gemütlich ihr Bier. Wirklich eine absolute Schwachsinnsaktion der Staatsmacht, so kann man auch Ausschreitungen provozieren. Mit Deeskalation hatte das jedenfalls nix zu tun. Den bayerischen Aushilfs-Sheriffs (schön kenntlich durch ihre grünen Helme) sagten jedenfalls nicht wenig Leute, was sie von deren Anwesenheit in Hamburg hielten, und das war nix Nettes...

Danach wurde noch kurz das "Herzblut" inspiziert und einhellig festgestellt, das das wohl eher nicht unsere Welt ist. Das ganze hat mehr Restaurant- als Kneipencharakter, aber so wars ja auch gedacht. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, das der Laden sonderlich erfolgreich sein wird, das hat doch relativ wenig mit dem gemeinen St.Pauli-Fan zu tun. Aber der Verein wird schon wissen, was er macht...

tf

P.S.: Zwei Anmerkungen noch vom Korr., angelehnt an die taz-Aktion "merkwürdig".

1. Merkwürdig, dass 300 Gästefans im TV lauter rüberkommen als 19.500 Heimfans. Das hat mich eigentlich schon immer gewundert, und jetzt ist es mir beim Gucken des aufgezeichneten Berichts wieder besonders aufgefallen. Während ich die Leverkusen-Fans während des Spiels nicht ein einziges mal gehört habe und es beim 2:1 für Bayer so ruhig war, als wäre quasi kein Tor gefallen, waren im TV recht laut zum Beispiel "Auswärtssieg"-Rufe zu hören. Dabei konnte man am Klang erkennen, dass es vielleicht von 50-100 Leuten gerufen wurde, da fast einzelne Stimmen zu hören waren. Haben die Fernsehsender eigentlich immer ein Richtmikrofon für Richtung Gästeblock in Position oder wie kommt das? Okay, eigentlich ist das auch Latte, schließlich brüllt man für die Mannschaft und nicht für die Couchpotatoes, aber wundern tut mich das schon, und falls mir jemand dafür eine Erklärung geben kann, könnte ich diese X-Akte dann auch schließen.

2. Merkwürdig, dass 1.000 Plätze im Stadion frei blieben. Klar, das waren Tickets, die aus Leverkusen zurück kamen und nur an "Nicht sichtbar als St.Pauli-Fans erkennbare Käufer" abgegeben werden. Aber angesichts der immensen Nachfrage, wo angeblich 7.000 Dauerkarten mehr hätten verkauft werden können und ständig Fans jammern, dass sie nicht zu den Spielen können, wundert es mich schon, dass sich die Leute nicht auf die zurückkommenden Tickets stürzen - ich würde es jedenfalls machen. Vielleicht hat jemand ´ne Vermutung, und die nächste X-Akte landet im Schredder...

Ach ja, noch was: Großartiges Bild, als die ganze Gegengerade "Ihr werdet nie Deutscher Meister" sang und die pummeligen Hohl-Ultras (?) darauf ansprangen wie die Dackel und wild herumhampelten...

FC Schalke 04 - FC St. Pauli 4-0 (2-0)
Schalke-Halle - Sa 09.02.02

Hallenfußball...

So schnell kanns gehen, von den Lieblingen der Nation zu den selben alten Trotteln wie vorher...

Es wäre ja auch bald etwas zu viel des Guten gewesen, hätte St. Pauli nach den Bayern auch gegen Schalke gewonnen. Aber dass nach dem besten Spiel der Vereinsgeschichte so schnell wieder der graue Alltag einkehrt, ist doch etwas frustrierend. Natürlich waren alle wohl noch ziemlich müde, aber so ohne Herz hätte ich St. Pauli denn doch nicht erwartet. Gerade mal 3-4 Schüsschen in 90 Minuten aufs Tor war doch arg wenig. Schalke war sich dann auch nicht zu fein, auf einem am Boden liegenden Gegner noch rumzutrampeln und die beiden Elfmeter in einer ziemlich arroganten Art und Weise auszuführen (von denen einer wohl keiner war, denn Bajramovic hat die Hände wohl nur schützend vor den Körper gehalten, und nein, es reicht ja nicht, dass es einen Elfer gibt, die rote Karte muss es auch noch sein, danke Schiri... d.Korr.). Dass Herr Reck ein dummer Asi ist, wussten wir ja spätestens nachdem Hinspiel, als er Clubheim-Brigitte in niveauloser Art und Weise bepöbelte, aber für das Rumgepose vorm Gästeblock nach seinem Elfmeter hätte ich ihm doch 5-10 Bierbecher in die Fresse gewünscht... Aber wie heißt es so schön, alles im Leben gleicht sich irgendwann aus - und wenn ich demnächst lese, dass Herr Reck und Herr Böhme im Training zusammengestoßen sind und nun ein halbes Jahr ausfallen, dann denke ich wohl bei mir "geschieht euch recht!".

Aber das 0-4 war nicht mal das schlimmste an diesem Tag, viel viel schlimmer war diese unsägliche Arena, die mit einem Fußballstadion aber auch gar nichts mehr zu tun hat. Nur noch Glas, Plastik und Kommerz, wenn das die Zukunft des Fußballs ist, dann will ich lieber in der Regionalliga spielen und mit 500 Leuten nach Münster fahren, als alle 2 Wochen so einer Theatervorstellung beizuwohnen. Eigentlich gab es nur einen einzigen, der von der Halle ganz begeistert war und sicherlich gleich hier einen schlauen Rechtfertigungskommentar abgeben wird (oder, Herr Korr.?). Alle anderen waren sich in ihrer kompromisslosen Ablehnung einig (dann kommt jetzt die erwartete "Rechtfertigung". Wer schreibt, dass ich "ganz begeistert" war, scheint wohl auch in Sachen "Schalke Arena" eine recht eingeschränkte Wahrnehmung zu haben, hähähä... (der Seitenhieb musste jetzt sein *g*). Ich fand und finde, dass das Teil nicht von A bis Z scheiße war. Sicher, vieles ist schlicht zum Kotzen, deinen Beschreibungen ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Aber es gibt auch entscheidende Sachen, die es eigentlich nicht verdient haben, von vorne herein in Grund und Boden gestampft zu werden. Entscheidend ist doch zum Beispiel auch, dass man ein reines Fußballstadion hat, dass man überdacht steht und eine gute Sicht hat. Das alles ermöglicht die Arena nun mal. Und einen imposanten Eindruck macht das Stadion/Halle zweifellos. Ob es da jetzt so viel besser ist, in der weiten, flachen Wattenscheidter Gästekurve im Regen zu stehen, vom Spiel kaum was zu sehen (weil so weit weg), während sich die Anfeuerungsrufe in Luft auflösen, halte ich doch für eine sehr gewagte These. Wie gesagt, vieles war wirklich scheiße, aber im Frust über das Spiel und andere Ereignisse alles komplett mies zu machen, finde ich etwas übertrieben. Kritik sollte man gezielt ansetzen, sonst macht man sich unglaubwürdig. Im übrigen wäre mir das ziemlich Latte, wenn es wirklich so sein sollte, dass sich "alle anderen in ihrer kompromisslosen Ablehnung" einig waren. Die "Blöd"-Zeitung hat auch die größte Auflage. Und wenn´s danach ginge: Komisch, dass die Schalke-Fans alle ganz begeistert von ihrem Stadion sind.... d.Korr.).

Kritikpunkte an der Halle gibt es unendlich, angefangen von sagenhaften 2 Drehkreuzen am Gästeblock für 6.000 St. Paulianer (wodurch nicht wenige erst 10 Minuten nach Anpfiff im Stadion waren (und dadurch die beste Phase von St. Pauli verpassten)), über die Einkaufszentrumsathmosphäre im Eingangsbereich und die Musikbedröhnung bis unmittelbar vorm Anpfiff bis zum äußerst unsensiblen "Sieg"-Geklatsche, welches die Zwischenstände der anderen Spiele auf dem häßlichen Video-Würfel ankündigte. Da freuen sich die Kameraden im Schalke-Block...

Auch die Publikumsstruktur hat sich mit der neuen Halle ziemlich geändert, ähnlich wie beim hsv bestimmen jetzt nicht mehr schnauzbärtige Kutten sondern Familienväter mit Frau und Kind das Bild. Diese verschwanden denn auch 15 Minuten vor Schluss, damit sie ja nicht im Stau stehen. Aber ist ja auch verständlich, schließlich haben sie nur 20 Euro und mehr für ne Karte bezahlt... Alles ganz ganz gruselig.

Dafür darf man dann auch nicht mit der Währung zahlen, die in (fast) ganz Europa gültig ist, sondern muss sich eine komische Knappenkarte kaufen, die nur in 5er-Schritten aufgeladen werden kann, was bei Bierpreise von 2,80 (EURO natürlich) dazu führt, das man 25 Bier kaufen muß, bis man endlich eine durch 5 teilbare Summe erhält und kein Geld verschenkt (dafür aber 70 EURO verbraten hat).
Dass es auf dem Boden schweineglatt war ist nur eine weitere unschöne Kleinigkeit bei dieser Karikatur eines Stadions.

Positives gab es auch: Es gibt tatsächlich mehr Frauen- als Männerklos, die Sicht ist sehr gut und wenn denn mal Stimmung aufkam, dann war es auch sehr sehr laut. Allerdings war das weit von einer Gänsehautathmosphäre entfernt, nur nach den Toren und zum Ende hin wurde es richtig laut (aha - doch keine "kompromisslose Ablehnung? Na, wir liegen meinungstechnisch ja eigentlich gar nicht so weit auseinander... d.Korr.).

Auch die St. Pauli-Fans waren sehr spärlich mit ihrer Anfeuerung - dafür, dass mindestens 6.000 Leute da waren, war es eigentlich niemals richtig laut. Aber das ist ja ein altes Problem, je mehr Leute mit sind (und damit auch mehr Fußball-Touristen), desto schlechter ist die Stimmung. Teilweise lag das aber auch daran, dass sich die Leute auf 3 Blöcke verteilten und es so niemals zu einer einheitlichen Anfeuerung kam. Statt dessen wurden oft in mehreren Ecken eigene Lieder angestimmt und alles brabbelte durcheinander...

Rund ums Spiel gab es nur wenig Probleme, natürlich gab es auch vereinzelte Idioten, aber der Großteil der Schalker war sehr nett und freundlich und deshalb gönne ich ihnen auch immer noch am meisten die Meisterschaft, trotz der ganzen unschönen Bedingungen, unter denen sie die Spiele angucken müssen.

An dieser Stelle möchte ich auch noch mal mein Unverständnis über alle "Deutscher Meister wird nur der BvB"-Schreier äussern: Gehts noch??!! Provokation schön und gut, aber alles hat seine Grenzen und der BvB ist ja wohl so ziemlich auf einer Stufe mit Bayern und Leverkusen. Ich kann so was nicht ganz nachvollziehen, zumal bis auf die beiden Elfmeter auch kein Anlass für Provokationen da war (nun ja, wenn man die ganzen auch von dir beschriebenen miesen Umstände, die Böhme/Reck-Aktionen oder die "Schalke VIER - St.Pauli NULL" Animation, also die Gästefan-Verarschung nicht als Provo ansieht... d.Korr.). Keine Anti-St. Pauli-Gesänge (bzw. nur kurz mal einer nach nem Foul) und nur ein Transparent, bei dem ich immer noch rätsle, ob ich es nun freiwillig oder unfreiwillig komisch finden soll: "Proletarier aller Länder, geht nicht auf St. Pauli". Da mußte ich doch grinsen, nicht schlecht...

Auch die Polizeimaßnahmen fand ich deswegen leicht übertrieben, Totalüberwachung von der Ankunft bis zur Abfahrt, keine offizielle Möglichkeit, Essen oder Trinken für die Rückfahrt zu kaufen, aber das ist die schöne neue Fussballwelt und wer solche Stadien baut und solche DFB-Präsidenten hat, der sieht halt auch in Fußballfans nur potentielle Terroristen...

Negativ fiel auch mal wieder die Bahn auf, die es sowohl auf der Hin- wie auf der Rückfahrt schaffte, trotz (oder wegen?) unendlicher Standzeiten auf Abstellgleisen jeweils über ne halbe Stunde Verspätung hinzukriegen. Respekt... Aber dafür waren ja auch mal wieder diverse Klos schon bei Abfahrt defekt und in nicht wenige Abteile regnete es rein... Aber wenigstens kam es durch die ganzen Verspätungen zu einem Show Down beider Züge in Osnabrück, bei dem lustige Pöbeleien ausgetauscht wurden (ziemlich kacke auch, dass die Abfahrtszeit unseres Zuges extra um 1,5 Stunden nach vorne verschoben wurde, damit wir rechtzeitig ins Stadion kommen (also nix auspennen), mit dem Resultat, wir trotzdem nicht rechtzeitig drin waren. Was wäre bei der alten Abfahrtszeit gewesen - Ankunft bei Abpfiff? Scheiß Bahn! d.Korr.).

Alles in allem wieder mal ein verschenkter Sonnabend und mich sieht diese Halle sicher so schnell nicht wieder, selbst, wenn wir nicht absteigen würden.

Ach ja, und ein Gruß und Danke nach Breda, die wieder mal mit 19 Leuten da waren und auch nach Dortmund kommen wollen. Respekt!

tf

FC St. Pauli - Weltpokalsieger, Champions-League-Gewinner, Rekordmeister etc. 2-1 (2-0)
Millerntor - 06.02.2002
Ganz großer Sport

Was für ein Tag! Das ich das noch erleben darf. Ein Sieg gegen die großen Bayern, und das auch noch völlig verdient! Alle waren glücklich, überall grinsende Gesichter...

Schlau wie ich nun mal bin, hatte ich vorher schon die Möglichkeit eines Sieges einkalkuliert und Donnerstag Urlaub genommen, und das war auch ein Glück.
Schon den ganzen Tag ein Kribbeln im Bauch, am Millerntor wars um Sieben proppevoll, alle waren gut gelaunt und die Mannschaft hat endlich mal so gespielt, wie ich es eigentlich in jedem Spiel erwarte. Kampf und Einsatz, hinter jedem Ball wurde hinterhergerannt, wenn er denn erobert wurde, wurde nicht planlos nach vorne gebolzt sondern überlegt das Spiel aufgebaut und die Bayern teilweise vorgeführt. Gegen Ende der ersten Halbzeit kamen sie über 10 Minuten kaum aus der eigenen Hälfte und zur Halbzeit hätte es mindestens 4-0 stehen müssen.

In der Halbzeit standen alle mit offenen Mund da und befürchteten insgeheim einen Einruch nach der Pause und am Ende ein 2-5. Aber nix da, es wurde weiter gerannt und gekämpft und die erschreckend schwachen Bayern spielten weiter völlig blind und planlos.

Die Stimmung war auch sensationell, über 90 Minuten wurde gesungen, das "you'll never walk alone" Mitte der zweiten Halbzeit war unglaublich und Gänsehauterzeugend. Ganz großer Sport.

Der Gästeblock war zwar auch proppevoll (Erfolgsfans united... d.Korr.), allerdings war von den Bayern so gut wie nix zu hören, aber wie auch, wenn das gesamte Stadion ununterbrochen am Singen ist...

Extrem dämlich waren nur die Bananenwerfer in der Nordkurve, die nicht gerade ein Ruhmesblatt für die St.Pauli-Fans darstellten. Ansonsten aber eine sehr angenehme Stimmung, kein Gepöbel gegen die Bayern, auch die berüchtigten Bierbecherwurfe waren kaum zusehen. Und das, obwohl Hoeneß und Co. eigentlich die idealen Ziele wären. Ob das durch das Flugblatt bewirkt wurde weiß ich nicht, aber die Verteilung war auch nicht sehr flächendeckend, ich habe nämlich keines bekommen. Aber ich mache so was ja sowieso nicht.

Nach dem Spiel wollten einige frustrierte Bayern-Hools noch rumnerven, wurden dann aber kurz in die Schranken gewiesen. Dann war aber auch gut, weil alle mehr Bock aufs Feiern als auf Stress hatten.

Das wurde denn auch ausgiebig in den diversen Kneipen getan, um 3.00 war das Jolly Roger noch proppevoll, entweder hatten alle nächsten Tag frei oder viele viele Menschen saßen am Donnerstag mit kleinen Augen bei der Arbeit.

Ja, das sind die Spiele von denen man noch nach Jahren zehrt. Und in einigen Jahren werden am Tresen die Geschichten erzählt werden, wie wir damals 2002 gegen Bayern die große Klassenerhalts-Aufholjagd starteten. Manchmal ist es doch schön, ein Erfolgs-Fan zu sein! (geh doch nächstes mal in die Südkurve ;-) d.Korr.)

tf

Hansa Rostock - St. Pauli 1:0
Osteestadion, So 03.02.02

Die lange Durststrecke

So, das Spiel ist jetzt auch schon ne Woche her, und ich muss die Ereignisse auch erst mal aus meinem Gedächtnis hervorkramen. Was ist also nachhaltig in Erinnerung geblieben?

Los gings mit einem recht vollen Nahverkehrszug mit Umsteigen in Lübeck über Bützow nach Rostock. Bützow? Ja, das war der Ort, wo auf der Hinfahrt ein Dutzend Nachwuchs-Pimpfe (schreibt man das so?) zustiegen, im letzten Abteil, abgeschirmt vom BGS.

Angekommen an der Baustelle Hauptbahnhof Rostock eierte man mit Shuttle-Bussen direkt in einen abgesperrten Bereich hinter der Gästekurve. Bis auf Stinkefinger und Hitlergrüße bekam man so erfreulich wenig Kontakt zu den heimischen Orks.

(Ja ja, kein Vortrag jetzt. Ich weiß dass der Großteil der Hansa-Fans nicht so drauf ist und dass viele von den Fascho-Hirnis nur zu diesem Spiel angereist sind. Das will ich auch gar nicht leugnen. Nur wenn mir - wo auch immer - eine Riesenhaufen von Rechten begegnet, ist mir das in dem Moment ziemlich schnuppe, wo die nun herkommen und ob die sonst zum Fußball gehen oder nicht. Erst mal sind die da und scheiße ist. Und da sie sich sozusagen im Namen vom FC Hansa Rostock zusammengerottet haben, kann sich der Verein auch nicht aus der Verantwortung stehlen oder die Sache gar so drehen, dass WIR doch eigentlich schuld daran seien, weil wir ja deren Kommen provozieren...)

Das Stadion ist wirklich sehr gut und wäre - von kleinen baulichen Veränderungen mal abgesehen (Gegengerade verstehplatzt und Stufen bis zum Spielfeldrand) - genau das richtige für uns. Also abmontieren, mitnehmen und auf dem Heiligengeistfeld wieder aufbauen. Den Stadionsprecher können die allerdings behalten, denn am Millerntor wird die Stimmung noch von den Fans erzeugt und nicht von durchgehender, lauter Ballermann-Musik bis kurz vor Anpfiff.

Dieser läutete dann ein schwaches Spiel ein, das mit einer besseren Offensivarbeit von unseren Bhoys in Brown hätte gewonnen werden können - zumindest ein Remis wäre gerecht gewesen. Aber nein: Just in dem Moment, als links von und die gesamte Kurve aufstand und "Scheiß St. Pauli" und ähnliche Nettigkeiten rief, just in den Moment als ein Haufen Hools versuchte, zur Gästekurve zu gelangen (was von den Cops verhindert wurde), also just in dem Moment, als unsere Kicker wunderbar die Antwort auf dem Platz hätten geben können.... pfiff der Schiri Elfmeter für Hansa. So´n shit, 8 Minuten vor Schluss. Und dann noch an den Innenpfosten und rein. Kotz!

Sehr schade, denn sangestechnisch hatten die knapp 1.000 St.Pauli-Fans das Stadion voll im Griff - das wurde mir auch von einem Premiere-Gucker bestätigt. Interessant ist immer wieder, wie wenig St.Pauli-Fan es in dem Bundesland mit dem Rind(erwahn) auf dem Wappen gibt. Von den 1.000 Gästefans waren bestimmt 800 aus Hamburg. Dagegen reisten wir zum Beispiel in miesesten Zweitligazeiten oftmals mit nur 50-100 Leutchen aus Hamburg an und standen dann mit 800-1.000 Fans im Block. Tja ja, ich verstehe das schon: Der FC St. Pauli steht als der Superkapitalisten-Club natürlich als absolutes Synonym für die Ausbeutung des Ostens......

Nach dem Spiel begann dann unsere Durststrecke - und das war wörtlich zu nehmen. Bis zur Ankunft am Hamburger Hauptbahnhof gab´s nämlich so gut wie nix zu Trinken und zu Essen - und das über 5 Stunden lang!!! Nach einigen überflüssigen Techtelmechteln mit aggressiven Ordnern und etwas entspannteren Cops wegen ein paar Rostock Orks, die auf der anderen Seite des Zaunes herumspackten, musste man die Busse steigen, die erst mal ne halbe Stunde warteten, bevor sie zum Bahnhof abfuhren. Hier wurde man durch die Baustelle direkt zum Gleis geführt, mit Getränkeständen war essig. Und über uns dröhnte ein Hubschrauber, der mit seinem Scheinwerfer umherleuchtete - eine Szene wie im schlechten Film.

Im Zug mussten wir dann noch auf das glorreiche Dutzend aus Bützow warten, denn eine andere Bahn fuhr wohl nicht. Die wurden von den Schergen wieder ins letzte Abteil geführt, nicht ohne noch einen auf dicke Hose zu machen, was für die fast in die selbe gegangen wäre. Nun ja, nicht wenige hatten ein ziemlich komisches Gefühl mit solchen Nasen zusammen in einem Zug zu sitzen.

Kurz nach dem Start hielt der Zug dann auch schon wieder, weil irgend so´n Honk die Notbremse gezogen hatte. Den nächst größeren außerplanmäßigen Aufenthalt gab´s im besagten Bützow, wo die Pimmel aussteigen mussten. Die Verabschiedung zog sich dann ganz schön in die Länge.

Der Anschlusszug in Lübeck war natürlich längst weg. Doch stand auf dem gegenüber liegenden Gleis ein Sonder-Entlastungszug bereit, was einerseits okay war, uns aber andererseits daran hinderte, zumindest das Nötigste an Speis und Trank zu besorgen, denn diese Mitfahrgelegenheit wollte man dann doch nicht verpassen. Es hätte aber trotzdem locker gereicht, denn bis zur Abfahrt dauerte es dann doch noch 15 Minuten. Grrrr... Im Zug entbrannte dann ein erbitterter Kampf um den einzigen Getränkeautomaten, und dieser spukte mit dem Tempo von Marcaos Sprintversuchen seine so begehrte Ware aus...

Am Hamburger Hauptbahnhof so gegen 0.30 Uhr eingetroffen reichte es gerade noch, die letzte U-Bahn zu bekommen - natürlich ohne Umweg Kiosk...

Fazit: 2 x gegen Rostock verloren - jetzt erst recht: Vorwärts im Kampf um den Klassenerhalt (denn wir brauchen mehr als eine Revange!).

Hamburgesa

P.S.: Mir wurde berichtet, dass in einem der Shuttle-Busse "St.Pauli-Fans" eine Abwandlung des U-Bahn-Liedes gesungen haben sollen ("...von. St.Pauli bis nach Dachau..."). Das ist so was von arm das gibt´s gar nicht. Warum machen die das nicht in meinem Bus? Falls das also jemand mitbekommen haben sollte und weiß, wer die Nasen sind: Unsere E-Mail ist bekannt. Ein kurzer Selbstreinigungsprozess sei ihnen sicher.

St. Pauli - VW Wolfsburg 3:1
Millerntor, Sa. 26.01.02

Hurra, wir leben noch!

Oh, wie war das schön! So was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön! Die Aufholjagd hat begonnen (wenn auch erst in der 2. Halbzeit...). Ach, was soll ich schreiben, ihr wart eh alle dabei.

Ein Sauwetter war heute, tja, in Hamburg regnet´s halt bei jedem Wetter. Das bestärkt mich ja in meinem jahrelangen Kampf für die Verlängerung der Winterpause auf 3 Monate... Aber vielleicht hat´s ja auch geholfen, denn diese unvergleichliche Kombination aus Regenmatsch und Kampfgeist halt uns sicherlich aus der Pfütze, äh, Patsche (nein, kein Wortwitz mit unserem Kasperstürmer).

Der Support war einigermaßen okay. Sicher, er flaute im ersten Durchgang etwas ab - aber welch Wunder bei dem Spiel! Aber in Halbzeit Zwo klappte wieder alles wie am Schnürchen. Sehr schön übrigens auch die Wunderkerzen-"Choreo" in der Südkurve - das schreit nach Wiederholung an einem Abendspiel!

Nach dem Match das erste mal seit langer Zeit wieder zum Fanladen gepilgert, er liegt ja jetzt wesentlich näher am Stadion. Und er ist wirklich sehr groß und schön geworden. Wow, und was für eine gemütliche Sofalandschaft - fast wie bei IKEA! ;-) Großes Lob an die Fanladen-Crew samt Helfer.

Nach einer Stärkung bei Alberto mitsamt einiger quer aus dem Bundesgebiet angereister BAFF´ler (die machten hier ein Treffen wegen der www.tatort-stadion.de Website) rief auch schon das Jolly Roger und der Splitter-Mix. Und was man da so alles erlebt... darüber hüllen wir mal lieber den Mantel des Schweigens.... ciao bella!

SPFD

5 Jahre Karo-Family
Das Fest
Marquee, Sa. 12.01.02

Nie, nie, nie.... mehr!

Yeah, was für ein rauschendes Fest, ein würdiger Abschluss für fünf phantastische Jahre! Abschluss? Ja, so ist es. Für diejenigen unter euch, die es noch nicht mitbekommen haben: Die weltberühmte Karo-Family hat sich mit einem großen Knall auf ihrer 5ten Geburtstagsfeier aufgelöst!

Aber fangen wir bei der Party an. Mit MUTTIS LIEBLINGEN und den CELLOLITAS aus Berlin haben wir zwei eher unbekannte Bands eingeladen, um so erfreuter waren wir, als das Marquee dann doch ziemlich voll wurde. Auch gaben sich diverse andere Fanclubs ein Stelldichein. MUTTI und seine zwei Lieblinge beschallten als erstes die Räumlichkeit mit 80er Punkcover. Beim Auftritt der CELLOITAS fiel doch so manchem die Kinnlade runter: Neun (!) heftigst verkleidete Damen kredenzten dem Publikum Hits aus 50 Jahren Musikgeschichte im Offbeat-Style. Sehr genial.

Und zwischendurch bekam der OL seine Geburtstagspräsente, bevor es zum absoluten Höhepunkt des Abends kam. Zuerst hielt Thommy von den Likedeelers eine großartige Rede auf das 5-jährige Bestehen der Karo-Family, nur vereinzelt unterbrochen von "Nie, nie nie..." Rufen aus dem Hintergrund... Dann stürmte die gesamte anwesende Karo-Family die Bühne und der Präsi gab die Auflösung bekannt, bevor ein letztes "Dance, dance..." gesungen wurde.

Anschließend gabs noch reichlich Zugaben der CELLOLITAS, bevor DJ Chrischan den Saal rockte.

5 Jahre hat die Karo-Family Verein und Stadtteil unsicher gemacht, und die Neider standen Schlange, um uns zu diskreditieren, ohne zu ahnen, dass jede Erwähnung den Mythos genährt und die KF berühmt-berüchtigter machte...

Nein, es war ´ne super Zeit, an die ich mich gerne erinnern werde. Unzählige Partys in der Karolinenstraße, unzählige Kochrunden, unzählige Schoten und Anekdoten. Wer erinnert sich nicht an die gesprengte Übersteiger-Party? An die Turniersiege über Vollmond Altona? An die unglaublichen Ausfahrten nach Gütersloh und Mainz? Die Karo-Family war mehr als ein St.Pauli-Fanclub. Nicht umsonst hieß sie "Family", eine verschworene Gemeinschaft auch und vor allem außerhalb des Fußballs.

Tja, und warum lösen wir uns auf? "It´s better to burn out than to fade away" sagte mal ein kluger Kopf, und das Motto passt durchaus. Jahre vergehen, Menschen ändern sich, Dinge entwickeln sich. Ganz normal, da muss man sich nichts vor machen. Dem muss man halt irgendwann Rechnung tragen, insbesondere bei den hohen Ansprüchen, die wir uns selbst gestellt haben.

Davor ist letztlich kaum eine Gemeinschaft gefeit, und insbesondere kein Fanclub. Das konnte ich in den letzten 14 Jahren beobachten. Wie viele Fanclubs existieren denn länger als 5 Jahre, ohne dass es zu größeren Veränderungen innerhalb der Mitgliedschaft gekommen wäre?

Wenn ich auf die Jahre in der Karo-Family zurückblicke, dann habe ich lauter schöne Erinnerungen vor Augen, und das ist gut so. Letztlich lösen sich die 15 Mitglieder ja nicht in Luft auf, sondern "nur" der Fanclub. Uns gibt es weiterhin und es werden sich in Zukunft neue Sachen ergeben. Die Freundschaften existieren weiterhin, und die gemeinsamen fünf Jahre werden für jeden einzelnen unvergesslich bleiben und die Ex-Mitglieder sicher auf irgendeine Art auch in Zukunft verbinden.

Und ganz bestimmt wird es so manche wehmütige Abende am Tresen des Jolly Roger oder sonst wo geben, an denen wir die alten Geschichten auspacken. "Weißt du noch, als Marc beim Übersteiger-Fest auf die Bühne gestiegen ist und ins Mikro rief `Danke der Karo-Family für diese Party` und ein Riesenpöbelsturm losging? Watt hebbt wi lacht!"

Der Familienpöbler

1. FC Nürnberg 0 St. Pauli 0
Sa 15.12.01 — Kühlschrank Frankenstadion

Hertha BSC Berlin 2 St. Pauli 2
Di, 18.12.01, Kühlschrank Olympiastadion

Ach ja, ist ja Rückrunde...

Gleich zwei St.Pauli-Auswärtsfahrten innerhalb von 4 Tagen. Aber zwei Fahrten und Spiele, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten (von der Kälte mal abgesehen) — und das, obwohl unterm Strich sowohl in Nürnberg als auch in Berlin ein Punkt mitgenommen wurde. Aber der Reihe nach.

In die Lebkuchen-Metropole (wer lacht da?) ging´s per ICE, eine Variante, die ich aufgrund der flotten Anreise und der bequemen Sitze sehr schätze. Bereits nach 4,5 Stunden hieß es wieder aussteigen, was ja an sich okay ist, nur da wir wegen der fragwürdigen Kontingentvergabe der DB bereits um 6.00 Uhr morgens losfahren mussten, galt es immerhin 5 Stunden in N-Town totzuschlagen. Und ich hatte noch nicht einen Tropfen Alk intus, da ich die geistigen Elbbrücken noch nicht überquert hatte.

Das geschah aber dann auf dem Weg zum Christkindlmarkt (richtig geschrieben?), wo die werte Hamburger Gesellschaft erst mal einen Glühwein frühstückte, während der Fernbeauftrager sich am "Kinderpunsch" labte, prost.

Dass zum Christkindlmarkt Busladungen Touris aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen, kann ich ehrlich gesagt nicht so recht nachvollziehen. Eigentlich ist das Teil ein stinknormaler Weihnachtsmarkt, wie man ihn auch auf dem Hamburger Rathausmarkt findet. Recht groß zwar, aber die Buden wiederholten sich so oft, dass man das theoretisch ganze auf 1/5 der Größe zusammenfassen könnte. Und der Lübecker Weihnachtsmarkt zum Beispiel hat wesentlich mehr Atmosphäre. Und das Catering ließ auch zu Wünschen übrig: Wer nicht so auf Würstchen und Lebkuchen in allen Varianten steht, sollte sich besser eine Butterstulle mitnehmen oder in einem am Platz gelegenem Schottisch-Amerikanischen Restaurant speisen. Und dann die Mucke... Da steht eine komische Bühne, wo dann komische Blaskapellen auftreten, die alle X-Mas-Classics zum einschlafen langweilig vor sich hin posaunen.

Aber der Glühwein war okay.

Doch bald hatte man genug von diesem Weihnachtsgenerve und kehrte ins Finnegan´s ein, dem Irish Pub beim Hauptbahnhof. Dort belustigte nicht nur ein Nürnberer Ultra-Einpeitscher auf Aggro, der seine 8 Jungs unbedingt dazu animieren wollte, ein fettes Sangesduell zu starten (diese Jungs waren aber recht nett, mit "Gegen rechts" Sachen und so), sondern auch die Werbetafeln im Klo, wo ein Laden namens "British Empire" mit Union Jack für sich warb...

Irgendwann mussten wir dann los zum Stadion. Dort traf man dann zwar das ein´ oder andere bekannte Gesicht — hallo, hallo — doch insgesamt war der Gästebesuch doch eher mau. Keine Ahnung, wie viele oben auf dem Rang waren, aber im Gästeblock froren sich vielleicht 800 Leute die Zehen ab. Und alle dachten wehmütig am den 20. Mai zurück, als bei 25° C im Schatten 5.000 St.Pauli-Fans den phantastischen Aufstieg feierten...

Zurück zum Boden der Tatsachen: Das Spiel war unterste Kajüte. Die Men in Black waren so derbe schlecht, dass einem sogar das Fluchen verging und man nur in blanken Fatalismus flüchten konnte. Das 1:0 für die Nürnberger war eigentlich nur eine Frage der Zeit — zum Glück ließen sich diese zu viel davon, und so konnten wir einen glücklichen Punkt einfahren. Ein Prosit auf die Sturmschwäche des 1. FCN.

Nach dem Spiel kehrte man noch kurz ins Komm ein, was wie immer recht nett war (der DJ spielte angenehmen Soul), aber schon bald hieß es Abfahrt, und gegen Mitternacht hatte uns die Hansestadt wieder in ihre Arme geschlossen.

 

3 Tage später sollte es dann also nach Berlin gehen, diesmal per Bus, und die noch sehr frischen Erinnerungen an die Leistung der St.Pauli-Kicker im Frankenstadion machten nicht gerade Mut. 5 Busse fuhren Richtung Osten (davon 2 über Babelsberg, weil sich einige Leute noch deren Spiel gegen Bielefeld anschauen wollten, was übrigens 0:2 endete), und unser Gefährt war natürlich das einzige ohne Klo, von fehlenden Aschenbechern und einer Heizung, die offenbar nur die Schaltung "Ein" und "Aus" kennt, mal abgesehen...

Also, ich hab ja nun schon verdammt viele Auswärtsfahrten mit dem Bus mitgemacht, und einige Phänomene ändern sich offenbar nie. Bei Busfahrten mit Klo werden immer so oft Pausen gemacht, dass man es problemlos bis zu den Stopps schafft. Und trotzdem ist das Klo immer schon auf dem halben Hinweg überfüllt. Nun gab es aber keins, aber die Stopps waren so beknackt und unregelmäßig (mal nach 20 Minuten — viel zu früh — dann wieder fast 2 Stunden nicht!), dass einigen schon Schweißperlen auf der Stirn standen...

Angekommen an des Gegners Ort, immerhin mehr als rechtzeitig, schaute man sich erst mal die Szenerie vor dem Gästeeingang an. Die Ordner schafften es wegen der peniblen Kontrollen und der zu wenigen Eingangstore einfach nicht, die gut und gerne 3.000 Gästefans abzufertigen (bei besserem Tabellenstand und einem Samstagstermin wäre sicher das Doppelte am Start gewesen). Hinzu kam noch eine äußerst unentspannte Schnittlauch-Crew, die erst mal ein paar Leute wegen Wichtigkeiten wie "Beamtenbeleidigung" oder ähnlicher Schwerverbrechen hops nahm.

Im Block versammelte sich dann ein sehr lustiges Völkchen, eine bunte Mischung kann man ja nicht sagen, angesichts der zu 90 % schwarzen Klamotten, aber es waren halt auch Zecken aus Kreuzberg und dem Prenzlauer Berg anwesend, dazu Babelsberger, Unioner, BFC´ler, Leipziger, TB´ler und so weiter und so fort. Hatte schon was. Das Spruchband "Das Herz von St. Pauli schlägt auch in Berlin" unterstreicht noch mal das traditionell gute Standing des FC in der Hauptstadt. Die Stimmung war aber nicht so prall, der Schall verflüchtigt sich stets irgendwo in den Untiefen der Baustelle Oly, wo ja mit meinen Steuergeldern ;-) schon kräftig für die WM 2006 gewerkelt wird.

Offiziell sollen 25.000 im Stadion gewesen sein, das schien mir aber stark übertrieben, kann aber auch sein, dass ne Menge Dauerkarteninhaber nicht gekommen waren. Wenn in unserem Block 3.000 Standen, waren es im Hertha-Block gegenüber etwa 4.000, dann im zweiten Hertha-Fanblock (ja, so einen Luxus leisten die sich...) rund 3.000, auf der spärlich besetzten Gegentribüne rund 2.000 und auf der Haupttribüne noch mal 3.000, also wohl eher so 15.000. Der Stadionsprecher ist übrigens nicht nur ein Ignorant (Halbzeitspruch: "...die so defensiv spielenden St. Paulianer" — hat der ein anderen Spiel gesehen??), sondern gehört auch zu den üblichen, nicht gerade neutralen Toransage-Einheizern. Ich find´s zum Kotzen und bin froh, dass das am Millerntor in dem Maße noch nicht Einzug gehalten hat, auch wenn ich mir bei Herrn Wulff schon ein wenig mehr Neutralität wünschen würde.

Zum Spiel, da muss ich einfach was drüber schreiben, auch wenn´s gegen unsere Gepflogenheit ist. Es schien eine komplett andere Elf als in Nürnberg auf dem Platz zu stehen, und das nur 3 Tage später. Holger meinte zwar, dass es dran liegen könnte, weil es ja das erste Rückrundenspiel sei und man da ja besser spielen wolle, aber so recht wollte ich das nicht nachvollziehen ;-). Während in Nürnberg der Ball meist schon nach 1-2 Stationen wieder beim Gegner landete, wurde hier nach Herzenslust kombiniert, dass es eine Freude war. Schade, dass aus der Überlegenheit im ersten Durchgang nichts Zählbares heraus kam (5 Euro ins Floskelschwein). Das 1:0 war nur verdient, und auch wenn Hertha jetzt und nach dem 2:1 Druck machte, unsere Jungs spielten im Ballbesitz ruhig auf und zogen brandgefährliche Konter durch (was bei "ran" gar nicht gezeigt wurde, diese Ignoranten, alles dreht sich nur um die Röber-Geschichte, aber was erwarte ich...), die Chancen in Folge dieser wurden aber leider im Strafraum vertändelt. So ist der Ausgleich 5 Minuten vor Schluss sehr, sehr ärgerlich, denn das war die einzige Chance für die Berliner nach dem 2:1, eine Sekunde nicht aufgepasst und schon nutzen Herthas Millionenstars die Möglichkeit.

Schade, Schade. Aber die Erkenntnis, dass die Jungs verdammt noch mal ansehnlichen, ja phasenweise sehr guten Fußball spielen können, lässt einen doch hoffen, und auch wenn´s für den Klassenerhalt nicht reichen sollte, so doch zumindest für einen würdevollen Abgang. Und mit der Leistung können wir alle schlagen. Ein bisschen Glück wäre auch mal ganz nett, dann klappt so was auch.

Teufel

FC St. Pauli Profis II - Flensburg 08 3:2
Gähnende Leere an der Schanze
Sonntag, 9. Dezember 2001, 14.00 Uhr

262 zahlende Zuschauer und vier Hunde

Wenn es bei den Profis in früheren Jahren schlecht lief, rannte alles zu den Amateuren, um dort Tore und begeisternden, kämpferischen Fußball zu sehen. Doch die Niederlagen der Profis heutzutage drücken derart auf das Gemüt, dass keiner mehr zu den Amateuren will. 278 Zuschauer gegen Pinneberg (da war allerdings Derby, d.Korr.) und nun 262 Zuschauer gegen Flensburg (davon 20 aus Flensburg). Traurig.

Nach 5 Minuten die ersten Pöbeleien, wo denn das 1:0 bleibt, schließlich hat man zuletzt 7:0 und 8:0 gegen die Fördekicker gewonnen. Doch unsere Amateure taten sich mehr als schwer. Die 2:0 Führung wurde leichtfertig verspielt, und erst in der 93. Minute konnte Baris den 3:2 Siegtreffer erzielen.

Carpe Diem schoss wieder Fotos für die Homepage, glänzte mit einem Bayern München-Schal und rauchte und fackelte, als wenn alle Spieler auf dem Platz ihren 200. Bundesliga-Einsatz feierten. Wenigsten kam so etwas Farbe in den tristen Dezember-Tag mit Kopfschmerzen und Bettschwere vom Vorabend.

Apropos Vorabend. Jedes Mal ärgere ich mich wieder zu der Jack-Daniels-Party ins Docks zu gehen. Die Bands sind (bis auf ein oder zwei Ausnahmen) grottenschlecht (Ötte Band dieses Jahr, Jan Fedder zuletzt) bzw. nicht mein Geschmack (Achim Reichel), der große Saal zu groß um zu Disco-Musik zu tanzen (ist doch cool, man hat sogar Platz für Break Dance und Brutal-Pogo! D.Korr.) und die Prinzenbar zu klein und voll. Es gibt zuwenig Sitzplätze, um mal ein gemütliches Pläuschchen beim Bier zu halten bzw. die wenigen Sitzplätze sind nur den VIPs/Spielern vorbehalten. Die Spieler hängen auch lieber dort ab, als sich unter die Fans zu mischen, und die Ordner (vom Docks, nicht Bekos) drehen regelmäßig am Rad. Dieses Mal erwischte es einen Fan, der auf dem Treppenaufgang zur Prinzenbar stand und damit für die Ordner im Weg. Es kam aber gar keiner, der runter oder hoch wollte und es war auf der 2m breiten Treppe auch ansonsten noch genug Platz, doch der Ordner wollte endlich mal ordnen und schmiss den Fan kurzerhand raus. Weihnachten - Zeit der Besinnlichkeit - Weihnachtsparty - Zeit der Besinnungslosigkeit.

draco

St. Pauli v Werder 0:3
So 02.12.01 - Weckerstadion am Millerntor

Der schmale Grat

Beginnen möchte ich am Vorabend, der mit ein bisschen Rennerei wegen der 5-Jahre-Karo-Family-Party-Plakate (ganz schön viele Bindestriche) los ging und im Jolly Roger endete, wo mir beim Fahrrad abschließen vier Herren im Kilt und T-Shirt auffielen (wohlgemerkt: es herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt), die das JR zielstrebig ansteuerten. Es stellte sich dann heraus, dass es Celtic-Fans aus Glasgow waren, die unbedingt mal ein St. Pauli Match sehen wollten. Dann tauchten noch Joe und sein Kumpel vom CSC London No. 1 auf, und es wurde recht fröhlich im Jolly... Neben der recht erheiternden Erkenntnis, dass die Schotten/Iren/Engländer einfach keine Kurzen vertragen (vom "Flatliners" mal ganz zu schweigen *g*), und der Tatsache, dass die Celts die einzigen im Laden waren, die auf einen St.Pauli-Sieg am nächsten Tag tippten (während die Tipps der Gastgeber dem Ergebnis oben schon recht nahe kamen...) ergaben sich auch interessante Gespräche über Ticketpreise (der eine war völlig fertig, dass er nur 18 DM für seine Eintrittskarte blechen musste, während man im Parkhead bekanntermaßen das 5-fache zahlt) und die Celtic/St.Pauli Story. Mein Gesprächspartner war übrigens hellauf begeistert über die zahlreiche Unterstützung von St.Paulianern bei Celtic-Spielen, und als er meinte, dass es für sie eine "große Ehre" sei, dass ausgerechnet wir, also St. Pauli, uns Celtic ausgesucht hätten, fiel mir meine Kinnlade doch etwas in Richtung Fußboden....

Wie dem auch sei, am nächsten Tag traf man das grün-weiße Dutzend frisch und munter (also mit einem Pils in der Hand) im Stadion wieder, die Fahne bereits gut sichtbar am TV-Stand angebracht. Als, na ja, "Choreografie" gab es heute zum Anpfiff ein kollektives Wecker-Rasseln bzw. Piepen, damit die Mannschaft endlich mal aufwacht. Nette und einfallsreiche Aktion, ein Lob an den Ideen-Scout. Aber dann war Anpfiff und nicht nur das Spruchband "Wir waren beim Derby - wo wart Ihr???" erinnerte an den vergangenen schrecklichen Sonntag. 0:1, 0:2, 0:3, alles klar, danke.

Dabei hat St. Pauli gar nicht mal so schlecht angefangen. Aber dieses Spiel war symptomatisch für die ganze Saison. Gestartet mit einer Mannschaft, die von der Spieler-Stärke in der Bundesliga nur eine Chance Klassenerhalt hat, wenn es 1. einen guten Start gibt, über den sich 2. ein geschlossen auftretendes Team (!) bilden kann, das 3. von Verletzungen einigermaßen verschont wird, 4. ein wenig Glück hat und 5. von dem Schiedsrichtern einen Aufsteiger-Bonus bekommt. Leider ging alles, aber auch alles in die Hose.

So auch in diesem Spiel. Das 0:1 durch einen unberechtigten Elfmeter, das 0:2 durch ein Geschenk, und schon war das Spiel gelaufen. Verlieren wir lieber kein Wort mehr darüber. Eines vielleicht noch: Ich persönlich war beim Abpfiff weitaus weniger angeschlagen als beim Köln-Spiel. Vielleicht lag´s daran, dass es gegen Köln um alles ging und man alles verlor, während jetzt die Verhältnisse klar sind: Wir steigen eh´ ab, und wenn wir verlieren, kann´s auch nicht schlimmer werden.

Nach kurzer Stärkung ging´s dann ins Docks zur schon fast traditionellen Jack Daniel´s Weihnachtsfeier. Man kann von den Docks-Veranstaltungen halten was man will, aber eines ist klar: Für ´nen Heiermann wird einem hier einiges Geboten: Großartiges, Grottenschlechtes und natürlich vieeel Gelegenheit zur Sozialstudie und damit zum Ablästern, was wir natürlich in aller Ausgiebigkeit nutzten...

Das Docks war diesmal wesentlich leerer als sonst, was wohl an der Niederlage, dem damit besiegelten Abstieg und den allgemein furchtbaren Ergebnissen der letzten Wochen geschuldet ist und damit irgendwo verständlich, denn wem ist schon groß zum Feiern zumute? Der Grat ist schmal zwischen sinnentleertem Abfeiern im Jubelperser-Manier und dem Ertragen von Niederlagen mit Anstand und Würde. Vielleicht sehen das einige anders, aber ich denke, dass es uns bislang einigermaßen gelungen ist, diesen Grat nicht zu überschreiten.

Das taten dafür die sonst genialen YETIS bzw. deren Mikro-Einheizer, der ständig was von "Party" und "Pauli" brüllte, "Seid ihr alle gut drauf?" und "Ist doch scheiß egal die Niederlage" blubber blubber. Naja, Schwaben halt ;-). Dann wurde ein produziertes Video von der Aufstiegsfeier auf dem Heiligengeistfeld gezeigt, das wirklich sehr gut gemacht ist, können sich die armen Würste, die nicht in Nürnberg dabei waren, vielleicht auch irgendwo kaufen. Bevor die Mannschaft dann auf die Bühne kam, mussten Knobi und der OL die Massen erst mal milde stimmen ("wer hat vor der Saison...", "...schuldenfrei...", "...Trainingsgelände..."), hattet wohl Befürchtungen, dass Bierbecher fliegen, was? Nun, die Mannschaft wurde nicht ausgepfiffen und Trulsen wurde noch mal extra für seine 200 Erstliga-Spiele die Ehre zuteil, die ihm auch gebührt.

Dann spielte noch ´ne Coverband, die wir größtenteils verpassten, weil uns im großen Docks der Lästerstoff ausgegangen war und wir ihn oben in der Prinzenbar suchten und in Hülle und Fülle fanden. Voll und warm war´s da, Pagger legte nette Musik auf, und die Mannschaft hat sich im oberen Bereich verkrümelt, der dieses mal (?) allerdings fürs gemeine Volk abgesperrt war, so dass nur Mr. Wichstigs und die Frauen nach oben rauf kamen, die ihre Vorzüge am deutlichsten herausstellten. Dann scharwenzelte noch diese "Jeanny X" von HH1 mit der Kamera da rum (wir haben die mit unser betont lauten Unterhaltung, wie schlecht doch HH1 im Allgemeinen und ihre Sendung im Speziellen ist, ein wenig ins Schleudern gebracht *lol*).

Ich weiß nicht genau, ob ich diese Show eher ärgerlich oder zum Schmunzeln fand. Wir entschieden uns für letzeres. Nicht, dass ich jetzt ein riesiges Bedürfnis verspürt hätte, mich mit einem der Herren Profis zu unterhalten, nee, dafür kommen die ja doch von ´nem anderen Planeten, aber es würde einigen sicher mal gut tun, wenn sie sich gnadenlos unters Volk mischen und das mal ertragen müssten, sich von besoffenen Fans mit feuchter Aussprache volllabern, von 17-jährigen Groupies anbaggern und Hardcore-Fans anpöbeln zu lassen und mit Bier übergossen zu werden......

Ins Gesamtbild passte da zum einen eine erzählte Story von Marcao "The Stinkefinger", vom dem wohl noch eine Entschuldigung fällig ist und völlig aggressive Docks Security-Schläger-Typen, die beim nächsten mal bitte nicht wieder den Job machen. Tja, ist doch auch schön, dass es immer wieder Sachen gibt, die man verbessern kann, dann wird´s wenigstens nicht langweilig.

Nun aber mal wieder runter in den großen Saal, wo Achim Reichel seine Zugaben spielte. Der Typ ist schon okay, nicht so´n aufgeblasener Lackaffe wie Fan Fedder ;-). Dann kam hier Mucke vom Plattenteller (mal wieder Chrischan, hey, hängt´s dir nicht mal langsam zu Hals raus?), und interessant fand ich dabei, dass da diesmal wesentlich mehr los war als in der Prinzenbar, wo die Leute fast nur glotzten, wohin auch immer...

Aber im großen und ganzen war´s wieder okay, wie gesagt: Viel erlebt, und das für 5 Mark. Nächstes mal sind wir wieder dabei.

Handschuh

Derby 3:4
So 02.12.01 - Arena Ohne Leidenschaft

Hold your head up high!

Das Vorspiel

Was war das für´n Theater im Vorfeld dieses Spiels. Der Zwist mit den Tickets, das Geplänkel in der Presse, pöbelnde hsv-Affen im Internet, Vorbereitungstreffen usw. Letztlich viel Aufregung um wenig. Nur 15.000 St.Pauli-Fans kauften Derby-Karten (und das bei 18.000 Dauerkarteninhabern). Ich denke schon, dass der Hauptgrund dafür die horrenden Preise (50-80 DM) waren, auch wenn ich´s persönlich nicht nachvollziehen kann, das Derby zu verpassen.

Die Anfahrt

Die Vorsichtsmaßnahmen der Ordnungskräfte scheinen sich auszuweiten. Wurde bei den letzten Derbies (95-96) "nur" das gesamte Areal rund ums Stadion in zwei Teile getrennt, um die beiden Fangruppen nicht aufeinander treffen zu lassen, so war es diesmal die halbe Stadt. Alle hsv-Anhänger reisten von Norden über die S21/S3 an, die St.Pauli-Fans aus Süden mit der S1. Treffpunkt war Altona, und von Othmarschen ging es per Shuttle-Bussen weiter, was auch recht reibungslos klappte. Ankommen taten wir irgendwo in der Wildnis, und erreichten nach einem halbstündigen Gewaltmarsch (nein, nicht das was ihr denkt) das Aol-Teil.

Des Gegners Ort

Nach einiger Sucherei im Treppenhaus der AOL-Arena, das dem Charme eines Weltkriegsbunkers in nichts nach steht, erreichten wir unseren Block in der Ecke über dem Stehplatzdreieck. Eine halbe Stunde lang musste man das genauso grauenvolle wie laute und jegliches Warmsingen im Keim erstickende Musik-Vorprogramm über sich ergehen lassen, bevor es endlich los ging.

Der Support

Auf der hsv-Seite wurde so ´ne halbe Choreografie gemacht, mit einer großen Blockfahne, wo irgend so ´ne Witzfigur (?) drauf war. In der Gästekurve wurden ein paar Tausend Fahnen geschwenkt (keine Ahnung, wie das von weitem aussah), die Luftballon-Aktion wurde glaube ich von den hsv-Ordnern entgegen der Absprachen verhindert. Peinlich, peinlich, wenn das stimmt. Ansonsten war das schon mächtig: Von den 15.000 St.Pauli-Supporten standen die meisten während des Spiels, und die Kurve bot so ein eindrucksvolles Bild. Und von der Lautstärke war das teilweise schon ziemlich gut, was wohl auch im TV und Radio so rüberkam. Die 40.000 hsver hätten wir vielleicht noch besser im Griff gehabt, gäbe es da nicht ein gewissen Fußballspiel auf dem Rasen, um das sich solche Ereignisse ja in der Regel drehen...

Das Spiel

Klasse, 0:1 nach 4 Minuten und nach 8 Minuten 0:2 Rückstand. Und in der zweiten Halbzeit 2 Minuten ein winziges Fünkchen Hoffnung durch das 1:3, was aber gleich wieder vernichtet wurde. Trotzdem eine gute Moral im zweiten Durchgang bewiesen, und wäre das 4:4 gefallen, hätte die Luft gebrannt. Aber unterm Strich halt verloren und eigentlich fast während des gesamten Spiels hoffnungslos hinten gelegen, das ist schon ziemlich frustrierend. Vor allem wenn man bedenkt, dass die St. Pauli Kurve trotzdem weiter versucht hat, die Mannschaft anzufeuern, denn: Was wäre erst bei einer St.Pauli-Führung losgewesen? Nicht auszudenken!

Die Rothöschen

Das war zu wenig. Dafür, dass sie die ganze Zeit in Führung waren, war ich schon ein bisschen enttäuscht. Die Kurve unten versuchte ab und zu was, die Sitzplätze darüber stimmten auch nur jedes zweite mal ein, und die beiden Tribünen machten fast gar nichts. Junge, die hätten uns nach Strich und Faden fertig machen können, ließen sich aber immer wieder das Heft aus der Hand nehmen. Auch wenn´s über die 3:4-Niederlage nur schwerlich hinwegtröstet: Auf den Rängen hieß der Sieger gestern: FC St. Pauli.

Der Abmarsch

Was für ein Chaos! Die Busse fuhren komischer weise nicht an der selben Stelle ab, an der sie uns rausgelassen hatten, sondern an der Luruper Chaussee, wo aber die Menschenmassen die ganze Kreuzung blockierten. Wir marschierten dann weiter runter und nahmen dann einen Bus nach Altona und von dort die S-Bahn auf den Kiez. Sage - und schreibe 2 Stunden nach Abpfiff waren wir endlich am Jolly Roger. Na ja, ein echtes Auswärtsspiel halt.

Nachschlag

So weit ich das mitbekommen habe, blieb aufgrund der strikten Fantrennung alles friedlich. Auch auf dem Kiez blieb es ruhig - offenbar hält ein Sonntag Abend doch viele Nasen vom Kiezrandalebesuch ab (zu dem war es schweinekalt geworden, brrrr!).
Und sportlich: Kopf hoch, ein Derby haben wir auf jeden Fall noch. Our day will come!

Zecke

FC St. Pauli (A) - 1. FC Köln 1:2
Sa 25.11.01 - Millerntor

Frust. Enttäuschung. Traurigkeit.

Es war der Moment unmittelbar nach dem 0:2. Tausend Sachen gehen einem durch den Kopf, und doch rutscht man in so eine Leere, dass man vor Rat- und Hilflosigkeit nicht mehr weiter weiß. Eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Wut und Fatalismus überkommt einem in diesen Sekunden. Ist das eine Prüfung? Wird uns denn gar nichts gegönnt?

Natürlich: Niedriger Etat, keine Überraschung, bla bla. Doch heimlich, klammheimlich hoffte doch jeder auf ein kleines Fußballwunder, wie es ja auch schon viele andere Clubs vollbracht haben und es woanders tun (Stichwort Chievo!). Aber nach dem sensationellen Aufstieg mit dem phantastischen Spiel in Nürnberg haben wir wohl das Schicksal überstrapaziert und so viel vom Glücksvorrat verbraucht, dass in den nächsten 5 Jahren davon nix mehr zu haben ist.

Und so sind wir da angelangt, wo wir wohl auch hingehören. Auf dem Boden der Tatsachen und der Tabelle. Na gut, wenn es so sein soll, müssen wir uns eben damit abfinden, das hilft. Und jetzt, einen Tag später, tut´s auch nicht mehr ganz so doll weh wie gestern nach den Gegentoren. Das Leben geht weiter.

Dementor

P.S.: Im St.Pauli-Forum fand ich ein so wunderbares Zitat, das ich euch nicht vorenthalten möchte. Es gibt einem Hoffnung, und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

"Wär' ich ein Fußballer, genau für dieses Publikum wollt' ich spielen. Die Kummer gewohnten Anhänger des FC St. Pauli haben über die Jahre gelernt, die rare Magie des Augenblicks lautmalerisch zunächst ebenso herbeizuführen wie dann auch zu genießen, wohl wissend, dass das nächste Scheitern in Würde schon hinter dem nächsten Spieltag lauert. Klar wissen wir, dass am Millerntor, genau wie auf der nur einen Freistoß entfernten Reeperbahn, das große Happy End nicht wirklich drin ist, aber doch von Zeit zu Zeit ein Kuss der Geliebten mit solcher Intensität, die du nie vergessen wirst und die du dann ein ums andere Mal neu begehrst, unrettbar verloren die eigene Seele an diese wolllüstigen Wanderer zwischen den Fußball-Welten."

FC St. Pauli (A) - hsv (A) 1:5
Mo 19.11.01 - Millerntor

Albträume wurden wahr

Die "Generalprobe" fürs große Derby ging gründlich in die Hose. Das zweite 1:5 innerhalb von 2 Tagen, und beide Male nach 1:0-Führung - kotz! Aber wie heißt es so schön. Wenn die Generalprobe misslingt, wird´s eine gelungene Premiere - hoffen wir, dass die Theaterweisheiten auch auf der Fußballbühne gültig sind...

3.300 Zuschauer bildeten eine würdige Kulisse, davon versammelten sich rund 800 in der Gästekurve. Von denen waren so 150 Burschen ganz in weiß gekleidet, was immer das sollte. Ansonsten hielten sich die Rothöschen mit peinlichen Sprüchen im großen und ganzen zurück, sogar einige gelungene Chants kamen rüber. Dazu ´ne Menge Dampf, das war schon ganz ordentlich, was die Stellinger da ablieferten. Allerdings habe ich mich gefragt, wo die eigentlich alle her kamen, wurden deren Amas noch vor ein paar Jahren von gerade mal einer Handvoll Fans unterstützt - sind das etwa "Amateure-Mode-Fans"? *g*

Während sich die von . 2500 St. Paulianern besetzte Gegengerade mit Ultra-Hampeleien weitgehend zurück hielt, vermisste ich doch ein wenig den Witz vergangener Zeiten. Ab und zu kam mal ein lustiger Spruch, mit dem man die Jungs vom Hagenbeker SV verspotten konnte, aber vieles war auch öde und alt. Hallo, Kreativabteilung bitte aufwachen!

Verschlimmert wurde das ganze natürlich durch den katastrophalen Spielverlauf, der die Besucher der Gegengerade mit offenen Mündern da stehen ließ. Was für eine Hinrichtung, und das nach dem 1:5 in Kaiserslautern, und das gegen die Müllmänner, und dann noch 2 Tore von Bester - da wurden so einige Albträume wahr...

Nach dem Match dann Großalarm auf dem Kiez. Die Schwarz-Weiß-Blauen hatten im Internet rumgetönt, sich gerne boxen und das Jolly Roger stürmen zu wollen. Zum Jolly ist letztlich aber keiner von den Pinnebergern vorgedrungen, denn die Cops haben die Pansen relativ weiträumig umgeleitet.

Das war´s jetzt in aller kürze (na ja), jetzt bin ich müde und muss morgen früh hoch (entspreche ja leider nicht dem hsv-Klischee des drogenabhängigen Sozialschmarotzers, hihi). Hoffen wir mal auf den 2. Dezember.

ZickZack

1. FC Kaiserslautern - FC St. Pauli 5:1
Sa 27.10.01 - Betzenberg

Das ist doch (k)ein Beinbruch...

Das kam uns ja vor wie in alten Zeiten: Nette Fahrt, großartige Stimmung und eine Klatsche. Mit anderen Worten: Alles, auf was man mehr oder weniger selbst Einfluss nehmen kann, war einigermaßen gelungen, nur die Kurzbehosten auf dem Rasen wollten partout nicht mit machen...

Aber fangen wir vorne, bzw. ganz früh morgens an: Kurz nach sechse in der früh bestieg man den Sonderzug, den der Fanladen trotz der schlechten Erfahrungen von der München-Fahrt, wo 15.000 Mark Verlust eingefahren wurden, wieder organisiert hat. Auch wenn es nur ein kleiner Zug mit 516 Plätzen war, sah man der Fanladen-Crew die Erleichterung an, dass er ratz-fatz ausverkauft war. Tja, Lautern ist halt doch attraktiver als Weiswurst-City.

Nach überqueren sowohl der echten als auch der geistigen Elbbrücken, dem verzehren des köstlichen Früstücks und hervoragenden Sekts (Christian the wine maniac kredenzte wieder mal einen edlen Tropfen), wurden dann doch irgendwann die kühlen halben und die pseudo-philosophischen Sprüche rausgeholt. So fragte man sich u.a., warum man denn erst nach oben klettern muss, um zu den "Teufeln" zu gelangen, wo die Hölle doch bekanntlich eher in Richtung Souterrain zu finden ist. Zudem ist uns beim Durchlesen des Fanladen-Flyers aufgefallen, dass der "Anarchische Faktor" ein wenig verlorenen gegangen zu sein scheint. Alles perfekt durchorganisiert und geplant - wo bleibt das Chaos? Bringt das noch Spaß? ;-)
Nun, dass sich nachher auf der Rückfahrt einige etwas daneben benommen haben, war damit allerdings nicht gemeint....

Angekommen an des Gegners Ort, waren nach dem Besteigen des Betzenbergs, auf dessen Plateau das Fritz-Walter-Stadion noch imposanter wirkt, als es nach dem Umbau ohnehin schon ist, zwar die Punkte fort, nicht aber die Gewissheit, dass aus der einstigen Hölle Betze nur noch ein lauer Kirchenchor übriggeblieben ist, der sich 90 Minuten lang von den rund 3.000 St.Paulianern in Grund und Boden singen lassen musste. [Uff, jetzt reicht´s aber mit den langen Sätzen] Baulich ein Stadion, das ich mit zu den schönsten Stadien in der Bundesliga zählen würde (mit starken Abzügen in der Kuhpferch-Note), war der Heimsupport wirklich enttäuschend. Erst nach dem 3:1 war von drüben überhaupt irgendwas zu hören, und sogar die letzten 10 Minuten gehörte den St.Pauli-Fans, lustige Wechsel inklusive. St.Pauli: "Und das soll die Hölle sein?" - Lautern: "Ihr habt bezahl, ihr könnt jetzt geh´n" - St.Pauli: "Und ihr müsst leider hier bleiben" usw. - ganz großes Kino.

Was soll ich zum Spiel noch schreiben? Die Zeitungen werden die Mannschaft morgen eh auseinander nehmen. Sicher, die zweite Halbzeit war notting. Aber im ersten Durchgang spielten die Jungs gut mit, ließen wenig Chancen zu und gingen - nach dem sensationell gehaltenen Elfer von Bulat - sogar mit 1:0 in Führung. Doch vom Pfälzer Doppelschlag kurz vor´m Pausentee erholten sich die durch Verletzungen stark dezimierten Bhoys in Black leider nicht mehr. Schade, hätten wir das 1:0 bis zur Halbzeit gerettet, hätten die Zuschauer angefangen zu pfeifen, die Spieler wären nervös geworden, und dann, vielleicht... hätte hätte Herrentoilette, 1:5 heißt das Ergebnis, und damit zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.

Zu schlechter letzt machte dann auch noch die Nachricht von Adamus Beinbruch die Runde und der nicht vorhandene Fußballgott wurde verflucht. Verflucht wurden auch die in großer Zahl anwesende Adolf-Pickelfraktion und die Schergen, die offenbar lieber sich gegen Fascho-Angriffe wehrende St.Pauli-Fans hopsnehmen, statt die Angreifer. Stadionverbot inklusive. Rechts(!)staat 2001.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Natürlich ist das da nur ´ne Minderheit. Wir hätten gerne noch vor oder nach dem Spiel in irgendeiner örtlichen Gaststätte ein Pils getrunken und mit den "Eingeborenen" geschnackt, aber vor dem Spiel hinderte und ein Kreislaufkollaps eines Mitreisenden und nach dem Spiel die zu knappe Zeit daran. Beim Runterlaufen laberten wir nur kurz mit 2 Pfälzern, die uns viel Glück für´s Derby wünschten - danke schön, werden wir auch brauchen!

Aber noch was zum Lauterer Publikum: Natürlich ist jedes Publikum subjektiv und versucht, den Schiri und die Gästespieler zu beeinflussen, das machen wir am Millerntor ja nicht anders. Nur man kann es auch übertreiben. Ich denke nicht, dass wenn ein Gästespieler direkt vor der Gegengerade umgesäbelt wird und sich dabei Schien- und Wadenbein (!) bricht, es dann einen kollektiven Aufschrei gibt, warum denn der Schiri Foul gepfiffen hat und was denn die Schauspielerei soll. Einen Funkten Anstand sollte man in gewissen Situationen schon bewahren.

Mit leichter Verspätung setzte sich der Sonderzug dann wieder Richtung Hamburg in Bewegung. Neben den immer skurriler werdenden Gesprächen - auch dank des stimulierenden Hopfensaftes kredenzt in den unnachahmlichen Halbliter-Kännchen - und waghalsigen Plänen zur Rettung des FC St. Pauli musste man feststellen, dass so eine 20-stündige Auswärtsfahrt an die Substanz besonders der nicht mehr ganz so jungen Fans gehen kann. Trotzdem: So ´ne Auswärtsfahrt hält jung, ob man nun stramm auf die 30 zugeht (so wie ich), die 40 knapp geschrammt hat oder gar die Goldmedaille bei der Gesichtsältesten-WM gewonnen hat.

Doch, es hat wieder mal Spaß gemacht. Auch wenn ich nach dem Spiel so heiser war, dass ich einer Stimmbänder-Transplantation ohne Zögern zugestimmt hätte. Aber man weiß, wofür man das gemacht hat. Für alle, die im Lauterer Gästeblock um mich herum standen und für die Jungs auf dem Rasen, die nicht die Köpfe hängen lassen sollen. Zum Glück haben 1860 und Köln ebenfalls geloost. Denkt dran: Entscheidend ist am 02.12.!

Wagen 6 Platz 56

Glasgow Celtic - FC Kilmarnock 1:0
Samstag, 27.10.01, Begräbnisanstalt Parkhead

Celtic FC - Juventus "Merda" Turin 4:3
Mittwoch, 31.10.01, Brodelnder Hexenkessel Parkhead

Oh Juve merda, Juve, Juve Merda!!
!

Die letzte Partie in der Geldmaschine-Liga der ersten Gruppenrunde stand bevor und es sollte dann doch noch um alles gehen. Keiner hatte vor dem Beginn der Runde gedacht, dass Celtic überhaupt mehr als die leichten 6 Punkte gegen Trondheim holen könnte.

Immerhin wollten 15 Leute sich die Industriestadt in Schottland für eine Woche antun, wobei die Hälfte dann doch Angst bekam und zwischen den beiden Spielen die Flucht ergriff. Viel lieber die Flucht ergriffen hätten wir bei Ankunft auf dem ehemaligen Militärflughafen in Frankfurt-Hahn (ca. 1,5 Stunden von Frankfurt entfernt), den Ryanair jetzt nutzt. Wellblechhütten, ein Tower, keine Gangways oder Flughafenbusse. Selbst der Pilot und die Stewardessen sahen eher nach Freizeitfliegern aus und beim Cockpit hing ein Kabel nach unten.

Mit ausreichend Bieren und klappernden Flügeln überlebte man auch das und Glasgow konnte gerockt werden. Das vorgebuchte Hostel bot einen idyllisch-morbiden Charme einer Mischung aus Punker-WG und Vollzugsanstalt. Das Frühstück gab es nur solange wie Brot da war, der Hausherr ging mit unseren Geldern erst einmal in Urlaub und wurde nie mehr gesehen, nackte Schotten flohen fluchend aus unserem Zimmer, die Lounge mit Sofas wurde als Schlafstätte genutzt und die Computer samt Internet funktionierten nie (es fehlen noch Teile aus London). Dafür war es relativ günstig und zentral gelegen.

Da unser Landlord nicht hungrig in Urlaub fahren wollte, empfahl er den Inder gegenüber als "Besten Inder Schottlands" und wir sollten unbedingt das "All Inclusive Buffet" nehmen. Wir taten wie befohlen und er ging samt Familie mit und aß für lau. Das Essen war sehr lecker, die Rechnung allerdings versalzen. Da wurden Beträge locker mal verdoppelt oder falsch zusammen gezählt bzw. Leistungen des Buffets einzeln berechnet. So konnte man schon mal auf englisch fluchen und diskutieren lernen.

Am nächsten Tag wartete das Ligaspiel gegen Kilmarnock. Die Kneipen rund um Barrowland waren gut gefüllt und es wurde ordentlich gesungen. Trotzdem fehlte irgendwie der letzte Kick. Unsere Plätze für schlappe DM 92,40 befanden sich auf dem neuen "Jock Stein Stand" in der unteren Etage. Netter Blick im "No Smoking End" auf eine Beerdigung. Keine Anfeuerung, keine Emotionen, ein schlechter Kick mit dem glücklichen 1:0 in der 92. Minute. Mann, war das tot (und für jede Spielminute eine Mark hingelatzt... d.Korr.).

Danach lernten wir mal wieder eine neue Kneipe in der Nähe des Stadions kennen ("Haughian´s" (wie bitte spricht man das denn aus??? d.Korr.)) samt Republican Flute Band. Die Kneipe soll die Hooligans von Celtic beherbergen, wurde uns im Nachhinein erklärt, doch die waren wohl zuhause geblieben.

Die weiteren Tage wurden mit Shoppen, Kultur- und Kneipenhopping sowie "Extreme Herumlaufing" verbracht, und die Stadt hat wirklich auch ein paar schöne, sehr interessante Seiten. Höhepunkte waren sicherlich die Führung durch den neuen Hampden Park (wobei die Angestellten dort sämtlichst Rangers-Fans sind) und das Schottische Fußball-Museum sowie der Besuch des Greyhound Stadiums. Große Gewinne eingefahren (für einen Pfund gab es 1,39 zurück), wichtig aussehen und einige Pints trinken. Das könnte ein neues Hobby werden.

Vor dem Spiel gegen den Tabellenführer der Gruppe ging es wieder in die einschlägigen Kneipen und auch der Hooli-Cooli-Pub wurde wieder besucht. Im Stadion ein neues Bild. 5. Reihe im "Jock Stein Stand" direkt hinter dem Tor, ca. 2m vom Spielfeldrand entfernt. Großartige Plätze für eines der besten Fußballspiele, dem ich je beiwohnte. Technisch vom feinsten, spannend, torreich und mitreißend. Einfach geil! (kann ich als Jolly Roger TV-Zuschauer 100% bestätigen! d.Korr.) Die Stimmung war 1000mal besser als beim Ligaspiel, aber für dieses Spiel noch zu schlecht. Es bietet sich eine Chance, alle springen auf und singen, setzen sich wieder und schweigen. Eine krasse Fankultur zum Abgewöhnen. Die ca. 300 Italiener wussten auch nur durch Fahnenschwingen zu Gefallen.

Es ist schon bitter, wenn man weiß was früher im Jungle im alten Parkhead abging. Selbst vor 4/5 Jahren wurde noch ordentlich angefeuert, doch jetzt..... Für ein "Endspiel" in einem europäischen Wettbewerb vor ausverkaufter Hütte (59.000) war das zu wenig. Lange Gesänge nur vor dem Spiel und in der Halbzeit nach Musikeinspielungen, sonst nur "Celtic" oder ein kurz angerissenes "Hail, Hail". Durch die Sitzplätze, die teuren Eintrittskarten und die auch dort vorhandenen Erfolgsfans hat sich da einiges verändert. Schade. Das war sicherlich mein letzter Besuch im Parkhead und Glasgow für lange, lange Zeit. Der Kurztrip war zwar sehr lustig und unterhaltsam, aber für den Fußball oder die Stadt lohnt sich die Fahrt nicht mehr. Dann lieber weiterhin zu den Auswärtsspielen in Europas Metropolen fahren und neue Grounds und Länder entdecken. Weitere Anekdoten der Fahrt auf dem Dia-Abend im Jolly Roger.

McH

FC Porto - Glasgow Celtic FC 3:0
Mittwoch, 17.10.01, Estadio dos Antas

Im Land des Portweins und der schlechten Zähne

Celtic abroad! Immer ein Garant für nette Parties, viele Gesänge und kurzweilige Abende. So war nach der Auslosung auch klar, dass ein Spiel auf jeden Fall besucht wird. Trondheim zu kalt und schwierig mit den Karten, Turin war ich schon und ist super scheiße, also Porto.

Die Ticket-Frage stellte sich da eigentlich nicht und auch das Hostal war kein Problem. Porto ist eine interessante Stadt. Direkt an einem Fluss gelegen und beiderseits des Flusses hangelten sich die Gebäude die Hügel empor. Die eine Seite eher mit Hochhäusern, Industrie- und Hafenanlagen und diversen Portwein-Destillerien, die andere mit schmalen Wohnhäusern, großen Palästen, Kathedralen und Kirchen. Nur eine Kneipenkultur suchten wir vergebens.

In der Touristen-Info wurde die Frage nach Kneipen mit nur einer Straße als Antwort gegeben - und das machte das Ausfindig machen der Celtic-Fans einfach. Direkt am Hafen lag ein Platz, der von 4-5 Kneipen umrahmt war und in der Mitte einen Brunnen hatte. Genau das richtige für den Celtic-Fan. Am Dienstag Abend versammelten sich auch so um die 4-500 Celts dort, tranken, sangen, kotzten in den Brunnen und pfiffen den Frauen hinterher. Das ganze umrahmt von der portugiesischen Polizei und den örtlichen Jugendlichen, die das große Geschäft witterten. Die Gesänge prallten von den umliegenden Gebäuden ab und waren gewaltig. Kleinen Dämpfer für die Euphorie gab uns ein Celtic-Fan, der den Hitler-Gruß machte. Andere distanzierten sich von ihm und man wollte es als Ausnahme sehen. Doch am nächsten Tag präsentierte sich das Champions-League-Jubelvolk in voller Montur. Keine bekannten Gesichter, viele junge Leute, viele normale britische (und das meine ich auch so!!!) Fußballfans, die saufen, gröhlen (am liebsten DJ Ötzi, der in Großbritannien mit "Hey Baby" Nummer 1 der Charts ist) und den vorbeigehenden PassantInnen aufs unflätigste hinterher rufen oder sie anmachen. Der dümmste von denen begrüßte uns dann noch artig mit dem Hitler-Gruß und meinte immer noch etwas von "SS-Sturmgeschwader" usw. zu faseln. Wo sind bloß die Belfaster, Derry- und Glasgow-Antifascists geblieben, die bei früheren Spielen zuhauf zu finden waren und mit denen große Feiern und Nächte verbracht wurden. Es waren zwar immer nur einzelne, aber auch die waren früher undenkbar.

Freudig wurden dafür die 10 Basken von Herri Norte Taldea aus Bilbao und Salamanca begrüßt. Dazu gesellten sich noch einige Sharp-Skins aus Vigo von den Celtarras von Celta de Vigo, und ein netter Haufen fand sich am Brunnen zusammen. Kein Wunder, dass die ansonsten die IRA hochlebenden Celtic-Fans einen der Basken als Terroristen beschimpften während die anderen mit Tauschwünschen und Fotos bombardiert wurden. (na ja, ich hab auch andere Sachen erlebt, dass Celts die IRA und die ETA hochleben ließen, als sie erfuhren, dass da Leute aus Bilbao anwesend waren... d.Korr.).

Zum Stadion ging es zu Fuß, da kein Taxi aufzutreiben war. Die Tickets gab es ohne Probleme für 40,-- zu kaufen, und auch der Einlass in den Celtic-Block wurde einem trotz der falschen Blöcke gewährt. Leider taten die Ordner das für das 3fache des Fassungsvermögen des Blockes, und erst zu Beginn des Spieles wurde ein weiterer Block geöffnet. Die meisten dürften die ersten 30 Minuten nichts vom Spiel gesehen haben. Aber das machte auch nichts. Celtic stand komplett neben sich und man verlor verdient mit 0:3.

Nach dem Schlusspfiff mussten wir noch 45 Minuten in den Blöcken warten und erst jetzt wurden die Celtic-Fans wach. Es wurde gesungen. Während des Spiels war das undenkbar.

Am Platz der 4 Kneipen war auch nix mehr los und es ging bald ins Hostal.

Taylor

FC St. Pauli - Bayern light 0:3
Sa 03.11.01 Millerntor

Frust

Was für ein Scheiß. Selten war ich so frustriert und desillusioniert nach Abpfiff. Heute lief alles gegen uns, zum Kotzen. Schon vor dem Spiel meinte ich, "Am besten ein frühes Tor, dann geht alles von alleine, bloß kein Rückstand"... aber nein.... Wildmoser und Beckenbauer freuen sich, der einzige unorthodoxe Club der Liga bleibt weiter auf einem Abstiegsplatz, für viele ist die Welt in Ordnung und wir hadern mit dem Schicksal. Fuck off, dann gewinnen wir halt in Kaiserslautern...

FMN

VfB Stuttgart - FC St. Pauli 2:0
Sa 27.10.01 - Neckarstadion

100 % keine Fußballstimmung

Da man ja langsam alt, gesetzt und reich ist, fuhren wir bequem mit dem ICE ins Ländle und vermieden so 18 Stunden im Thies-"Luxus"Liner. Mit fünf Leuten kann man ja diesen "Spar-und-Fahr"(o.s.ä.)-Tarif buchen und es sich auf den klasse Sitzen bequem machen. Großes Tennis, wie Kollge Maik sagen würde.

Mit der Straßenbahn (?) zum Gottlieb-Daimler-Stadion, was für mich nach München und Berlin zu den schrecklichsten Arenen in diesem Lande zählt. Nicht nur die peinlich genauen Durchsuchungen, sondern vor allem diese unglaubliche Weitläufigkeit der Anlage garantieren zu 100% keine Fußballstimmung.

Wir hatten uns Sitzplatztickets gekauft, weil wir keinen Bock auf diesen Fankäfig hatten, aber es war m.E. ein Fehler, denn die Plätze waren nicht neben, sondern unter dem Fanblock, die Sicht entsprechend noch beschissener.

Insgesamt waren neben den 20.000 Spätzle-Ministern so 1.000-1.500 St.Pauli-Fans vor Ort. Die Fanclubs Carpe Diem und Doppel Halter positionierten sich ebenfalls im darunter liegenden Block, was für die Stimmung natürlich nicht sonderlich nützlich war. Denn wenn der Sound von oben schon so leide bei uns ankam, wie wird das erst umgekehrt gewesen sein? Jedenfalls war´s eher enttäuschend, und um so erstaunter war ich, als ich uns beim TV-Bericht gehört habe.

Zum Spiel schreibe ich traditionell wenig, nur so viel: Ein 1:1 wäre absolut gerecht gewesen. Ich gebe ja zu: St.Paulis Abwehr war in der 1. Halbzeit ein Chaoshaufen und der Sturm während des gesamten Spiels kaum vorhanden. Aber insbesondere im zweiten Durchgang sahen die Schwaben keinen Stich, St.Pauli fing alle Angriffbemühungen der Gastgeber ab und kombinierte munter drauf los, nur vorne war nix los. Aber darauf lässt sich aufbauen. Sie können´s packen, und wenn alle Mannschaftsteile mal gleichzeitig ihre Leistung abrufen, wird es noch einige Siege geben.

Die Rückfahrt verlief lustig zwischen Schupfnudeln verspäteten Zügen, genervten Kontis, Schalke-Fans und philosophischen Diskursen über Allah und die Welt. Erinnert mich ein bisschen an früher: Nette Fahrt, wenn nicht dieses Spiel gewesen wäre...

HK


St. Pauli (A) - Cordi 1:1
Sternschanze, 21.10.01

Am Vortag war besser

Trotz oder gerade wegen der heftigen Feierei am Vortag aufgrund des phantastischen 4:0-Sieges über Edes Puffottern herrschte ein Riesenandrang an den Kassen. Fast 1.000 Zuschauer wurden Zeuge eines eher schlappen Matches, das auch nicht unbedingt einen Sieger verdient gehabt hätte. Die besseren Chancen hatte auf jeden Fall unser Nachwuchs. Einen bleibenden Eindruck im Sinne eines Ohrschadens haben bei mir nur die schrillen Anfeuerungen von RDS hinterlassen...

Klingel

FC St.Pauli - Energie Cottbus 4:0
Samstag, 20.10.01, Millerntor

Stromlose Freier

Yeeeees!!! Ein Spiel für die Götter! So schaffen wir den Klassenerhalt!

Ede Geyer hatte sich vor dem Spiel geofft mit seinem "Nutten"-Spruch und erntete massig Spruchbänder und Spott-Gesänge. Ca. 1.000 Lausitzer waren zugegen, kamen aber gegen das Tollhaus Millerntor nicht an.

Das Spiel wurde im Jolly Roger gefeiert, eine unglaubliche Sause, die da abging. Was für ein Tag!

Nutte


FC Porto - Celtic 3:0
Champions League 17.10.01

Extreme Climbing

Am Vortag mit dem Flieger angereist schlenderte man gut gelaunt durch´s sonnige Porto und landete am Flussufer auf einem kleinen Platz, wo sich im Laufe der Zeit immer mehr Celts einfanden, um dem heimischen "Super Bock" zu frönen. Lustig lustig, wie immer.

Am Spieltag das selbe Spielchen, nur durchsetzt von teilweise recht heftigen Regengüssen. Zu Fuß zum Stadion, was ziemlich anstrengend war, denn Porto ist unglaublich hügelig. Insgesamt waren so 8-10 St.Paulianer am Start, dazu kam noch eine Abordnung aus Bilbao und Vigo. Im Block dann so 4-5.000 Grün-Weiße, insgesamt waren geschätzte 25.000 Zuschauer da. Der Support war eher mäßig, vor allem aufgrund des Spiels und da sich fast alle hinsetzten. Porto hat zwei kleine Ultra-Blöcke ("Ultras 86" und "Ultras 95" - wer lacht da?), war aber nur einmal gut, als beide Kurven abwechselnd was sangen. Das Spiel war einfach nur fucking awful, Celtic gurkte sich vielleicht was zurecht.

Der Dritte Tag wurde mit Sightseeing (bzw. Extreme Climbing) verbracht, dessen Höhepunkt mit Sicherheit der Besuch bei "Taylor´s" war, der wohl besten Port-Winery am Ort.

Sicher gäbe es noch einiges mehr zu erzählen, aber ich hab auch noch andere Sachen um die Ohren als Berichte zu schreiben und bin außerdem todmüde. War auf jeden Fall eine gelungene Fahrt!

King of Kings

Millerntorcup
Alsterdorfer Halle - 07.10.2001

Wieder mal die Gelegenheit für die ganzen Maulhelden den Profis zu zeigen, dass Fußballspielen so einfach sein kann. Das gelang dem einen dabei besser als dem anderen...

42 Teams sollten teilnehmen, aber schon im Vorfeld zog "Vollmond Altona" aufgrund von Spielermangel zurück, so dass letztlich 41 Mann- und Frauschaften ihr Glück versuchten.

Als Vorjahresfünfter waren wir sogar gesetzt und durften im ersten Spiel gegen den Fanclub "Markus Ahlf" ran. Das war eine etwas undankbare Aufgabe, da die Mannschaft überwiegend aus der Mädchenmannschaft St. Paulis (mit wunderschönen Splitter-Trikots!), ergänzt durch 2-3 männliche Zeitgenossen, bestand. Und da kann man eigentlich nur schlecht aussehen. Aber mit 4-1 wurde die Aufgabe dann doch souverän gelöst.

Auch im zweiten Spiel hatten die "BW Maulwürfe" beim 2-0 keine Chance und eigentlich waren wir da schon weiter, aber dann gabs gegen die "Chaoten Reinbek" ein 0-1, wobei leider der Schiedsrichter von "Carpe Diem" ein wenig aus dem Ruder lief. Naja, jeder soll mal seinen großen Auftritt haben und wenn er nun der Held bei "CD" ist, dann sei ihm das auch zu gönnen. Nervig war sein albernes Gepfeife jedenfalls für beide Mannschaften.

Genauso nervig wie die 3 stündige Pause zwischen dem zweiten und dritten Spiel, aber das läßt sich bei soviel Mannschaften wohl kaum verhindern. Im letzten Spiel gabs dann ein 0-0 gegen "Wir sehen uns drinnen" (übrigens wieder mit dem gleichen "Carpe Diem"-Schiedsrichter, der diesmal aber deutlich entspannter war) und da danach die "Chaoten Reinbek" 2-0 gegen eben diese gewannen, waren wir punkt- und torgleich und das 7 m-Schießen mußte entscheiden. Beide Mannschaften überboten sich in Blindheit, aber nach jeweils 4 Schützen gabs dann doch ein 2-1 und das Pflichtziel Achtelfinale war erreicht.

Dort gab´s dann aber ein (etwas unverdientes) 0-2 gegen den "Harten Kern" und aus wars mit dem Traum vom Titel. Eigentlich sollten jetzt noch diverse 7 m-Schießen um die einzelnen Plazierungen folgen, aber da es inzwischen 18.00 Uhr war und wir seit 8 Stunden in der Halle rumhingen, beschlossen wir, unserem arroganten und überheblichen Image gerecht zu werden und nach Hause zu fahren. So wurden wir dann 16ter, aber das ist letztendlich auch egal.

Insgesamt hat´s wieder viel Spaß gemacht, auch wenn das doch alles sehr lang wurde, vielleicht wären weniger Mannschaften doch mehr - allerdings: wie soll man da die Auswahl treffen, wo doch so schon diverse Fanclubs draußen bleiben mussten?
Gewonnen hat übrigens "WKA Trullerbü", keine Ahnung wer das ist. "Kopfschuss.de" musste mal wieder das Los des ewigen Zweiten tragen. Nicht nur im Karoviertel sondern jetzt auch beim Millerntor-Cup...

Highlight war jedoch das 1-0 des "Übersteigers" gegen "Carpe Diem" (dank eines grandiosen Fehlpasses eines gewissen T.A.C.S., hähä. Schadenfreude ist doch was feines). Allerdings wurde dies nur möglich, weil die "Übersteigers" pünktlich zum Anpfiff Karo-Family-Trikots überzogen, worauf "Carpe Diem" sichtlich geschockt war. Bitte, gerne geschehen...

Ach ja, die Preise in der Halle waren dieses Jahr erstaunlich moderat, sowohl für Essen als auch fürs Trinken. Vielen Dank an denjenigen, der das erreicht hat. Die Organisation vom Fanladen und Sprecherrat war auch sehr gut und Brux Junior hatte sein erstes Fussballerlebnis (oder auch nicht, der hat ja nur gepennt).

tf

St. Pauli - Borussia Dortmund 1:2
Millerntor, 29.09.01

Irgendwie..
.

Herrliches Sommerwetter verhieß Gutes. - der Rahmen stimmte. Dafür sorgten auch eine phantastische Stimmung und diverse Anti-Schill-Transparente. Die Dortmunder entrollten auch ein längeres Spruchband, das mit dem Hochhalten haute aber nicht so hin, so dass ich nur die Worte "Kapitalisten" und "Puff" entziffern konnte. Hm.. vielleicht "Wir Kapitalisten gehen gerne in den Puff"?

Nun denn. Leider klappte es wieder auf dem Platz nicht. Schade, auch wenn sich der BVB eine Millionen-Truppe vom anderen Stern zusammen gekauft hatte. Aber immerhin das erste MillernTor (der abgelutschteste Wortwitz diesseits von Silver City...), in dessen Folge wirklich die Luft brannte. Ein Törchen noch, was wäre dann los gewesen...

Mich ärgert jede Niederlage, und ich war doch - wie vermutlich alle Besucher gestern - sehr enttäuscht, dass es wieder nix zu holen gab. Doch das einmalige am Millerntor-Roar ist, dass es trotzdem keine Anti-Reaktionen gegen die Mannschaft gab, keine Pfiffe, kein Gepöbel und kein frühzeitiges Verlassen des Stadions. Was bringt das auch? Nur zusammen, als eine Einheit, können wir das Unmögliche packen und am Saisonende 3 andere Clubs hinter uns lassen. Und wir werden es packen. Irgendwie.

Karo Einfach

Nachtrag zum Dortmund-Spiel:

Da hab ich mich doch tatsächlich dabei erwischt, diese unerträgliche Sendung "ran" zu gucken, jedenfalls nur den St.Pauli-Bericht. Ich hätt´s lieber lassen sollen. Denn eigentlich war es nur eine Reportage über die Millionenstars von Borussia Dortmund, die noch nebenbei ein Fußballspiel gegen einen gewissen FC St. Pauli absolvierten. Alles drehte sich nur um den BVB, die An-Moderation von Wontorra ("Moderator des Grauens"), den Trainer, die Interviews, den neuen Stürmer Ewerthon, Koller, Amoroso usw. Die Dortmunder Tore wurden 4 x wiederholt, das St.Pauli-Tor nur 1 x. Kein Wort über den sensationellen Support (das Abendblatt beschreibt ihn ziemlich treffend als "hinreißend"), kein Wort über den Einstand von Marcao oder überhaupt die Leistung irgend eines St.Pauli-Spielers, immer nur Dortmund, Dortmund, Dortmund. Reporter war übrigens Werner Hansch, na ja, das erklärt einiges.

Apropos Millionenstars: Die Schere zwischen Arm und Reich im deutschen Fußball klafft immer weiter auseinander. Natürlich war es schon immer so, dass es Millionentruppen und No-Name-Teams gab. Aber die Entwicklung hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt, Champions League, TV-Gelder, Börsengänge und Investoren sei "Dank". Man sieht´s ja am FC St. Pauli. Bei den Aufstiegen 1988 und 1995 sorgte man noch für Aufsehen im Oberhaus, denn in den ersten Spielen sorgten die Braun-Weißen für einige Überraschungen. Dem ist jetzt bislang nicht so, und dass obwohl unsere Mannschaft die vielleicht stärkste in der Geschichte des Vereins ist. Aber die sogenannten "Big Teams" haben den Abstand zu den Lütten immens vergrößert.

Trotzdem glaube ich daran, dass wir die Klasse halten. Warum? Weil das Umfeld stimmt. Weil das Publikum eine unglaubliche Geduld mit seinen Spielern hat. St. Pauli ist wahrscheinlich der einzige Club im Abstiegskampf, dessen Fans nicht pöbeln, maulen und ihr eigenes Team auspfeifen, weil’s mal schlecht läuft. Und weil der Trainer in Ruhe arbeiten kann und nicht ständig von Entlassung bedroht ist wie bei anderen Clubs. Und nicht zuletzt weil in der Mannschaft noch Potential steckt. Die Jungs brauchen einfach mal ein Erfolgserlebnis, dann rufen die Spieler auch leichter die Leistung ab, die sie drauf haben.

1995 gelang kurz nach dem Aufstieg in Freiburg ein sensationeller Auswärtssieg - gegen ein Déjà-Vu hätten wir wohl nichts einzuwenden...

FC St. Pauli - Vorwärts Wacker 5-1 (2-0)
(F-Jugend)
Feldstrasse - 22.09.2001

Man hat Spaß als Billstedter Sohn...

Nach einem kurzen und erholsamen Schlaf und noch von leichter Übelkeit geplagt, galt es nun, dem Nachwuchs seine Aufwartung zu machen. Die mächtige 1 F-Jugend hatte die Nachwuchsstars des Vereins mit den hässlichsten Vereinsfarben aller Zeiten zu Gast.

Leider schafften wir es nicht ganz pünktlich und kamen erst Mitte der ersten Halbzeit, und da stand es schon 2-0. Das brachte die 10 mitgereisten Billstedter auf die Palme, und sie pöbelten munter ihre Sprösslinge an. Da hätte ich ja echt Spaß, so als Billstedter Sohn. Der 16-jährige Schiedsrichter war jedoch souverän Herr der Lage und wies die unfreundlichen Menschen an die Seitenlinie. Danach zeigte er nach falschen Einwürfen, wie es richtig geht und trieb auch sonst allerlei Schabernack mit den Spielern. Irgendwann hatten wir uns dann auch daran gewöhnt, dass es weder Abseits noch die Rückpassregel gibt, und wir genossen die Spielkunst der St.Paulianer. Die Abwehr erhielt zusätzlichen Halt durch den souveränen und umsichtigen Libero Lucca Iking (der Name sagt mir was... d.Korr.) und so konnte der Rest munter stürmen und ein 5-0 rausschießen.

Das 5-1 mit dem Schlusspfiff war dann eine nette sportliche Geste, damit der Adrenalin-Spiegel der Billstedter Eltern wieder etwas runterging. Die 35 St.Paulianer feierten den Sieg ausgelassen und alle gingen zufrieden nach Hause. Ja, vor der Zukunft muss uns nicht bange sein!

tf

St. Pauli (A) - TSV Altenholz 6-0 (2-0)
Sternschanze - 21.09.2001

Team S - Team B 131-105
Handwerkskammer, 21.09.01

SUPERPUNK, BUTCH MEIER, POTATO FROTZ
Flora, 21.09.01

PLANET SMASHERS
Knust, 21.09.01

Termin-Terror

Haha, reingefallen. Wir haben lieber den großen Vorsitzenden gestürzt, anstatt den Amateuren bei einem weiteren Torfestival zuzugucken. Soll aber mal wieder sehr souverän gewesen sein.

In der Handelskammer fand dafür die Fortsetzung der abgebrochenen AFM-Hauptversammlung statt. Ca. 250 Leutchen waren da, also auch nicht viel mehr als letztes mal (na ja, aber doch 70 Stimmberechtigte mehr, d.Korintenkacker). Tja, das heißt dann wohl, dass den meisten scheißegal ist, wer ihr Vorsitzender ist. Ist ja auch nichts Neues...

Zu Beginn hielt Präsi Koch eine etwas irritierende Rede, die sich bald so anhörte, als wenn letztes mal das reinste Chaos geherrscht haben mußte. Dabei war doch alles sehr sachlich und ruhig abgegangen. Hm, da weiß ich auch nicht, was der wollte.

Zum Glück wurde die Vorstandswahl vorgezogen, denn das war ja nun mal das, was alle interessierte. Bei der Vorstellung machte das "Team S" dann eine etwas unglückliche Figur, Holger hat seine Rede abgelesen, Massimo war mit seinem Trappatoni-Deutsch kaum zu verstehen, der Kassenprüfer fiel etwas aus der Rolle, nur der Jugendwart kam locker rüber.

Tonny war natürlich Mr. Rhetorik persönlich, das muss man ihm ja lassen, reden kann er. Wenn auch der Inhalt nicht immer mithält... Auffällig jedenfalls, dass ein Großteil seiner Rede bereits am Vorabend bei der Gegenkandidatenvorstellung im Clubheim zu hören war. Da hat sich das mitschreiben doch gelohnt... Michael Witczorrek trat aus "beruflichen Gründen" nicht wieder an, deshalb durfte einer der "IG Toleranz" ran, der zwar versöhnen statt spalten wollte, trotzdem kein Problem mit dem Hetzerflugblatt hatte. Naja. Den Kassenwart habe ich verpasst, weil ich rauchen war und der Jugendwart war mal wieder Realsatire pur. Ich sag nur "Kinderwünsche". Großer Sport.

Bei der Beantwortung der Fragen machte Holger dafür aber dann eine sehr gute Figur und hat wohl einiges wieder rausgerissen. Ob der peinliche Propaganda-Auftritt der Rugby-Tante Tonny jetzt mehr genutzt als geschadet hat, bleibt jedem selbst überlassen. Ich fand die Lobhudelei jedenfalls ziemlich plump.

Na ja, eigentlich war es aber ohnehin egal, jeder wusste wahrscheinlich vorher schon, wen er wählen wollte. Und so gings denn zur Wahl, und mit 131-105 gewann das Team S, und wir haben einen neuen Vorstand.

Ich bin gespannt, wie das nun weitergeht. Die 100 Tonny-Getreuen suchten jedenfalls sofort das Weite, komisches Abteilungsverständnis... Da scheint die Unterstützung der Jugend nicht unbedingt an erster Stelle zustehen. Aber was beschwer´ ich mich, ich bin nämlich auch danach abgehauen. Rauf aufs Fahrrad und ab zur Flora, wo SUPERPUNK, BUTCH MEIER und POTATO FRITZ zum Tanze aufspielten.
Großer Schreck beim Eintreffen, eine elend lange Schlange draußen und 600 Leute schon drinnen. Und zunächst Einlass-Stopp. So´n Schiet, deshalb habe ich den lustigen Cow-Punk von BUTCH MEIER verpasst. Aber so ist das Leben, mal gewinnt man, mal verliert man.

Um 23.30 war ich dann aber auch drinnen und konnte noch POTATO FRITZ bewundern. War aber nicht so doll, viel zu hardcoreig. Und dann rockten endlich SUPERPUNK die pickepackevolle Flora (die ja laut Schill & CDU unbedingt geräumt werden muss... d.Korr.). Modpunk mit Orgel und linksradikalen Texten, echt große Klasse, das. Nur dass die vier einzigen 2m-Menschen mit Afro-Look sich ausgerechnet im Halbkreis vor uns stellten, war etwas doof. Und aufgrund der Fülle keine Chance zum Platzwechseln. Naja, gehört hat man gut und ab und zu konnte ich zwischen denen durch einen Blick auf die Bühne erhaschen.

So um 2.00 war denn auch Schluß mit lustig und es ging geschwind ins Bett, denn am nächsten Tag stand ein Fussballerlebnis der Spitzenklasse an. Aber dazu im nächsten Bericht.

tf

Nachtrag vom Korr.: Meiner einer verschwand übrigens auch gleich nach der AFM-Wahl, um noch rechtzeitig ins Knust zu kommen, wo sich die PLANET SMASHERS anschickten, den Laden zu rocken. Die nur fünf Kanadier farbrizieren großartigen Ska der etwas flotteren (aber nicht frickeligen) Sorte, der stark an die Offbeat-Songs von RANCID erinnert - sehr rhythmisch und treibend, wie ich´s mag. Kennen gelernt hatte ich die PS per Zufall bei Napster, und obwohl die eigentlich total unbekannt hier sind, waren doch so 100 Leute anwesend, davon so 2/3 Skins, der Rest Punks und Normalos, und die Stimmung war famos. Aus gerade mal 5 Leuten besteht die noch recht junge Band (Drums, Bass, Posaune, Saxo, Gitarre/Gesang), die Platten solltet ihr unbedingt antesten, wenn ihr sie mal in die Finger bekommt. Schade übrigens, dass das Knust bald dich machen muss.

Mönchengladbach - St. Pauli 2:2
Bökelberg, 23.09.01

Meggles Arsch rettete uns

Mit der Maßnahme, auf keinen Fall über Wuppertal zu fahren (8 Tage zuvor Richtung Leverkusen hängen blieben...) startete erneut ein Kleinbus mit acht fröhlichen und zuversichtlichen Hamburgern in Richtung Süd-West. 10.00 Uhr Treffen der St.Pauli-Posse an der S-Reeperbahn und 10.30 Uhr Abfahrt Harburg, 7 Stunden bis Kick Off, das musste einfach reichen...

Und tat es auch. Es reichte sogar noch für ein, na ja, opulentes Mahl in so ´ner Mönchengladbacher Sportlergaststätte, bevor man sich anschickte, den Bökelberg zu erklimmen.

Dort waren ca. 1.000 St.Pauli-Fans (oder, Marco?), eigentlich ziemlich schlapp, aber die 2. Auswärtsfahrt in Folge und dann noch auf einen Sonntag war für einige dann wohl des Guten zuviel, und Zauberfußball war ja auch nicht gerade zu erwarten...

Kurzer Einschub:

Ich höre immer wieder, dass viele aus Geldmangel auf Auswärtsfahrten verzichten. Denen möchte ich folgenden Tipp ans Herz legen: Sucht euch ´ne Mitfahrgelegenheit in einem der zahlreichen PKW, die teilweise nur mit 2 oder 3 Mann/Frau Besatzung gen Auswärts-City fahren. Das kostet an Benzinbeteiligung zum Beispiel nach Gladbach (4 Personen/PKW, 900 km, 7 Liter/100km) rund 25 DM, plus Eintritt (ermäßigt 10 DM) und Verpflegung (5 halbe Astra für 4 DM). Das kriegt man schon irgendwie zusammengekratzt.

Einschub Ende.

Der Gäste-Support war an meinem Ende eher schlapp, sprich kaum zu hören, soll aber im TV und Gegenüber wohl gut rüber gekommen sein. Komische Akustik hier. Carpe Diem lief in Flies-Strampelanzügen rum, komisch, so dreckig war das Stadion gar nicht...

Apropos Stadion: Die wollen echt ein neues bauen, können die uns dann nicht den Bökelberg schenken? Das Teil ist einfach genial, die Sicht ist mehr als optimal. Klar, ohne Dach, aber was sollen wir mit unserer Bruchbude denn sagen? Ich war nun schon zum siebten Mal mit St. Pauli dort, und es gefällt mir immer wieder gut.

Kurz vor der Halbzeit kamen per Handy die ersten Hochrechungen aus Hamburg durch und wir mussten fast kotzen. Ab dem Zeitpunkt hat mir das (bis dahin erstaunlich gute) Spiel unserer Junx nur noch halb so viel Spaß gemacht. Als dann schließlich in der 90. Minute das 1:2 viel, fiel uns dann der Himmel endgültig auf den Kopf... Doch von irgendwo kam ein Lichtlein her und Meggles Arsch rettete uns den so wichtigen Punkt im Klassen(erhalts)kampf. Darauf folgende Gerüchte, die FDP wäre als sozusagen als Folge noch auf unter 5 % gerutscht, bewahrheiteten sich leider nicht...

Nach dem Spiel blieb´s stressfrei, wohl auch, weil wir nicht zum Bahnhof mussten. Stattdessen durften wir um Mitternacht noch einem LKW-Terror-Stau bei Bremen beiwohnen, bei dem man das Gefühl hatte, sämtliche Laster dieser Welt hätten sich hier versammelt.
Na ja, gegen 2.30 Uhr fiel ich dann ziemlich fertig in die Federn, und der Wecker kurze Zeit später war genauso gnadenlos wie Richter Barnabas.

Pauli*

P.S.: Schill 19,4 %, das ist einfach nur peinlich für diese Stadt. Noch nie habe ich mich so geschämt, ein Hamburger zu sein. Ist in Berlin noch ´ne Wohnung frei?

* this one´s für Lustrinelli!

St. Pauli (A) - Eimsbüttler TV

Ein Fußballspiel pro Wochenende muss sein, und da es dank der Mutter aller Staus bei Wuppertal gestern mit Leverkusen nichts wurde, sprang ich mich wild entschlossen auf den Drahtesel und radelte an diesem sonnigen Sonntag zur Sternschanze.

Knapp 500 Besucher waren Zeuge einer einseitigen Partie, bei der die Eimsbüttler nicht den Hauch eine Chance hatten. Den Platz des Tabellenführers ziert somit wieder der FC St. Pauli. Na wenigstens schaffen es die Amateure, einem über die zahlreichen Niederlagen in der Bundesliga hinweg zu trösten.

Sonst war nicht viel los, keine Mucke, dafür eine Schweigeminute wegen der Anschläge in den US of A, "Carpe Diem" machten ihre kleine Choreografie (schon fast traditionell zu Beginn der zweiten Halbzeit), die gestrige Lev-Tour und die kommenden Celtic-Fahrten waren die Haupt-Gesprächsthemen.

Ansonsten wie immer ein netter, gemütlicher Nachmittag mit den Amateuren, den ich auch nicht missen möchte.

rk

Bayer Leverkusen - FC St. Pauli 3-1 (1-0)
Noch so ´ne Arena - 15.09.2001

Und wieder mal ein verspäteter Spielbericht, wir sollten mehr Studenten aufnehmen, die haben wenigstens Zeit... Oder der Familienpöbler fährt doch wieder Bus, dann muß er nicht immer auf halber Strecke umkehren, weil er im Stau steht (och, die Autobahn bei Wuppertal hat auch ihre Reize... d.Staufetischist).

Los ging´s zu einer angenehmen Uhrzeit mit 4 Bussen vom Cubheim, allerdings waren relativ wenig bekannte Gesichter dabei. Schade eigentlich und nicht ganz nachvollziehbar, eine günstigere Zeit kann es eigentlich kaum noch geben. Aber egal, jeder wie er will.

Im Bus wurde es ziemlich schnell stressig, weil die Frau- und Herrschaften hinter uns doch recht schnell dem Alkohol zusprachen und in der Folge etwas nervig wurden, aber das war alles halb so wild, bis zwei von denen dann mit rassistischen Sprüchen glänzten. Zuerst schauten Herr Fanauftrager und ich uns etwas ungläubig an, dass so was bei St. Pauli rumläuft. Dann versuchten wir, ihnen die Verwerflichkeit ihres Tuns zu verdeutlichen. Aber was kann man bei sturztrunkenen Leuten schon erreichen? Wäre Gewalt eine annehmbare Option gewesen? Wahrscheinlich nicht, zum einen kann der Fanbeauftragte wohl kaum seine Schutzbefohlenen schlagen (oder zugucken), zum anderen hätten die am nächsten Morgen ohnehin nicht gewußt, warum die nun blaue Augen haben. Auf dem nächsten Parkplatz raussetzen? Das war verlockend, allerdings schienen sich die Umsitzenden nicht an den Sprüchen zu stören, so dass das Verständnis für eine solche Maßnahme nicht so groß gewesen wäre. So saßen wir dann ziemlich angefressen da und fragten uns, was solche Heinis bloß bei St. Pauli suchen. Es handelte sich übrigens nicht um irgendwelche Modefans, sondern um gestandene Nordkurven-Kutten (ohne den anderen jetzt zu nah zu treten), was alles nur noch schlimmer macht. Vielleicht gibt es wenigstens ein Fanladen-Verbot für die Pfeifen, die Denkweise ändert das wohl nicht...

Irgendwann waren wir dann auch in Leverkusen, wo ca. 2.000 St. Paulianer unter den 21.000 Anwesenden waren. Erst nach 10 Minuten fiel mir auf, was so anders war: keine Musik und keine Werbedurchsagen, das war eine sehr angenehme Erfahrung, die man ruhig zur ständigen Einrichtung machen könnte. Auch wenn der Anlass natürlich überhaupt keinen Grund zur Freude bot. Zum Anpfiff gab es dann eine Schweigeminute, die auch von allen eingehalten wurde, während des Spiels hielten sich nur noch die Bayer-Fans daran, die St. Paulianer sangen 90 Minuten plus 15 Halbzeit-Minuten durch. Aber in Leverkusen ist das ja auch immer ziemlich einfach, die Heimfans in Grund und Boden zu singen, da die Akustik durch das Dach doch sehr gut ist. Ein einziger Leverkusener wurde durch die Stimmung angesteckt, was er prompt mit dem Verlust seines Jobs bezahlte: Einer der Ordner machte in der Halbzeit die Welle mit den Fans, woraufhin er zum Oberordner (ein Mini-Calmund) gerufen wurde und kurz danach in Zivil vorm Block stand. Was für arme Gestalten da... Vielleicht sollten wir den fürs Rückspiel einladen. Ansonsten waren die Ordner überraschend korrekt, die Durchsuchung war zwar ziemlich pingelig, aber die waren immer nett und freundlich dabei. Komisch, dass die sonst wohl so ganz anders sind, wie die Düsseldorfer kürzlich erst erfahren durften... Aber St. Pauli-Fans sind ja friedlich, deshalb muß man die auch nicht so ruppig behandeln...

Das Spiel war natürlich kein großer Leckerbissen, aber dank der Betonabwehr und der Leverkusener Ideenlosigkeit stand bis kurz vor Halbzeit das 0-0. Bis dann doch noch das 1-0 fiel. Spätestens da war jedem klar, dass heute mal wieder nix zu holen, weil der Sturm mal wieder nicht vorhanden war. Die Stimmung stieg entsprechend...

In der zweiten Halbzeit traf auch noch Ulf "Kirsten ist an allem Schuld", bevor die "Kirsten raus"-Chöre von Toppmöller erhört wurden. Nach dem 2-1 noch mal kurz Hoffnung, aber nur ganz kurz, schon stands wieder 3-1... So ist das halt in der Bundesliga, wir dürfen uns noch 28 Klatschen angucken, aber wenn die Stimmung immer so ist, ist mir das auch egal. So richtig frustriert war keiner, hatte doch auch keiner irgendwas erwartet.

Auf der Rückfahrt wechselte ich dann in den Skinhead-Bus (was ich schlauerweise auf der Hinfahrt nicht gemacht habe, da sie erst in der Halbzeit ankamen) und durfte im "Alternativ-Busreisen"-Bus mit großer Spielwiese im Hinterteil mitfahren. Da war die Atmosphäre doch um einiges angenehmer als im anderen Bus, und so gings lustig wieder nach Hamburg.

Auf einem Parkplatz trafen wir dann noch den Mannschaftsbus, allerdings weigerten sich die Spieler während unseres Aufenthaltes dort standhaft, aus dem Bus auszusteigen. Warum nur? Bepöbelt hätte sie keiner, mit Autogrammen hätte sie auch keiner belästigt - also, was solls? Wenigstens wurde es deshalb auf dem Klo nicht so eng... Aber mein schon seit einiger Zeit bestehendes Vorurteil, das es sich bei den aktiven Angestellten des Vereins ausnahmslos um Berufsfußballspieler ohne weiteren Bezug zu Fans und Umfeld handelt, wurde wieder mal bestätigt (Ich sag nur Tag der offenen Tür, Spieler-Barbecue, Einsatz gegen Rostock etc. etc.). Ist mir aber auch egal, solange gegrätscht und gekämpft wird. Was soll ich mit denen schon reden? Von Videos, Playstation und Pur-Konzerten habe ich nun mal keine Ahnung. Die leben halt in einer anderen Welt und wenn sie nicht für St. Pauli spielen würden, würde ich denen niemals irgendwo begegnen.


tf

TSV Lägerdorf - FC St.Pauli Amateure 3:5
Sonntag, 9. September 2001, Sportanlage an der Breitenburger Straße

100m für einen Kaffee-Baileys

Es ist wieder soweit. Man muss sich seine Erfolgserlebnisse und Torjubel bei den Amateuren holen. War ja nicht anders zu erwarten und ist für mich auch ok. Ich spiel gern mal ein Jahr in der ersten Liga und erwarte auch nicht, dass wir drin bleiben bei dem Mini-Etat.

Um so mehr Bock hat man auf die Spiele der Amateure, die einen offensiven, begeisternden Fußball spielen, technisch brillant und mitreißend. Dort sieht man Matthies, Gibbs, Adamu, Rahn, Albrecht, Brückner usw., die sicherlich in naher Zukunft auch bei den Profis eingesetzt werden.

Sehr schön ist es auch, vom repressiven Alltag der Sicherheitskräfte in der ersten Liga in die Idylle der Provinz einzutauchen. Mit dem Wochenend-Ticket ging es nach Itzehoe und von dort mit dem Bus nach Lägerdorf. Doch leider hatte der Zug 40 Minuten Verspätung bei 50 Minuten Fahrzeit. Am Bahnhof wurden dann erst einmal Taxen geordert und der einzige Taxifunk Itzehoes hatte Hochbetrieb (über Funk ging ein "Haben wir jetzt alle Pauli-Fans abgearbeitet?").

Am Sportplatz in der Nähe des Wasserturms ließ uns unser Fahrer (Schlagermove- und Waffennarr) raus und ein Rasenplatz mit altem Baumbestand und zwei Holzhütten erwartete uns. Beide Holzhütten waren für Gastronomie gedacht und die Bewirtschafter waren sich spinnefeind. Beim einen konnte man Bier, Softs und Schnäpse kaufen, beim anderen Kaffee und Kuchen. Für einen Kaffee mit Baileys musste man den an einem Stand den Baileys kaufen und dann 100m mit dem Baileys zum Kaffeestand um Kaffee zu bekommen. Nach dem Dritten wurde mir das zu blöd und ich stieg auf Bier um.

Knapp 50 St.Paulianer bevölkerten (mal wieder) die Gegengerade (davon 14% Carpe Diem, wo waren eigentlich die Großmäuler von den Feuchten Bibern? Die sieht man auch nie bei den Amateur-Auswärtsspielen). Die Stimmung war recht entspannt und lustig, nur der arme Schiedsrichterassistent in 70cm Entfernung und "Kiki", Kapitän der Lägerdorfer mit der Nummer 9, mussten sich einiges anhören. Es war ein lockeres Spiel mit vielen Chancen und dieses Mal auch vielen Toren. Es blieb immer noch Zeit zum Schnack mit den Spielern, Fahnen schwenken und Pyro zünden. Rundum ein netter Sonntagsausflug.

Vor dem Rückweg ging es noch in die örtliche Kneipe und das bestellte Taxi zum Bahnhof kam einfach nicht. Auf Nachfrage wurde uns ausgerichtet, dass wir doch alle mit dem Bus gefahren seien und deshalb keine mehr geschickt wurde. Stille Post in Lägerdorf.

esgibtnureintsv

St. Pauli - Schalke 0:2
Schlagertor, 08.09.01

"Song 2" nur im Jolly Roger

Junge Junge, was sollte heute alles abgehen auf St. Pauli und Umgebung: Heimspiel, Schlagermove, Straßenfest in der Schanze, "Du & Deine Welt" in den Messehallen usw. Die Cops versuchten deshalb eine Verlegung des Spiels auf Sonntag zu erwirken, kamen damit aber zum Glück nicht durch. War auch gar nicht nötig, denn alle Veranstaltungen (ja, sogar die Messe!) verliefen friedlich.

Weniger friedlich, sondern extrem herbstlich war das Wetter an diesem Tag. Starke Regenschauer und ein stürmischer Wind sorgten für eine gefühlte Temperatur von ca. 3°C, und so war ich nicht der einzige, der underdressed am Stadion ankam.

Dort wurde man - Bürgerschaftswahl sei "Dank" - mit allerlei Wahlwerbung zugeschissen. Und die "IG Toleranz" wetterte gegen die Abwahl des AFM-Vorstands mit einem genauso dämlichen wie inhaltslosen Flyer.

Lobend möchte ich erwähnen, dass sich in Sachen Bierstände was getan hat. Ob´s jetzt am Schietwetter lag weiß ich nicht, aber man konnte ohne Drängelei und lange Wartezeiten problemlos sein Pils ordern.

Lustig dieser Fanladen-Supportblock auf dem TV-Stand über der Meckerecke samt "Schill Out!"-Plakat. Nicht nur, dass dort keiner die Sitze genutzt hat, die armen (?) Besucher wurden offenbar von der Clubheim-Crew systematisch abgefüllt - wie sonst lassen sich die 80 Liter (auf 30 Leute!) erklären?

Die Stimmung war trotz der Nasskalten Witterung ganz ordentlich. Die Schalker konnten nur mit ihrem chinesichen Spruchband überzeugen (nette Idee eigentlich), ansonsten war kaum was zu hören, und das trotz Führung.

Hups, war das jetzt ´ne Überleitung zum Spiel? Verdammt, ich fürchte ja. Nur kurz: Ich fand Leistung und Einsatz der Bhoys in Brown gar nicht soo schlecht. Die beiden Tore waren Geschenke, das zweite sowieso, aber auch das erste, denn wie kann der Agali da so frei zum Kopfball kommen? Wäre das nicht gewesen, oder hätten wir in der starken Phase Mitte der zweiten Halbzeit den Ausgleich gemacht, dann wäre alles drin gewesen.

Hätte, wäre. Nun zieren wir den ersten Tabellenplatz von hinten. Na ja, zum Glück spielen wir nächstes Jahr schlimmstenfalls in der Zweiten Liga. Irgendwie war das ja klar mit der Gurkentruppe ;-), also sollte man das gelassen sehen. Das was den Jungs fehlt, ist einfach ein Erfolgserlebnis, dann läuft vieles von alleine. Sie können´s besser, und sie werden es noch zeigen, da bin ich mir sicher. Aber die Bundesliga ist einfach gnadenlos. Jeder noch so kleine Fehler wird sofort mit einem Gegentor bestraft. So auch gegen Schalke. Die hatten doch kaum Torchancen währen des 90 Minuten.

Tja, und um den "Song 2" von Blur zu hören, muss man halt ins Jolly Roger gehen, wo sich die Gäste bis spät in die Nacht den Frust von der Seele tanzten. Dort kam so gegen 21.00 Uhr auch die Busladung der West-Brigade an. Die konnten einem schon leid tun, die geplante Ankunftszeit und damit natürlich auch das Spiel wurde aufgrund einiger klitzekleiner Staus um lockere 8 (!!!) Stunden verpasst.

Jetzt 6 Punkte aus Lev und MG!

Doc Opti

SV Darmstadt 98 - FC St.Pauli 3:1
DFB-Pokal, letzte Runde, Sonntag, 26. August 2001 am Böllenfalltor


Stadionverbot, oooohooooh, Stadionverbot

Nur 50 Leute im Zug und weitere 50 aus Hamburg mit Autos machten sich auf den Weg ins Hessische. Unverständlich, da doch klar war, dass das der einzige DFB-Pokal-Auftritt der Profis in dieser Saison wird (hihi, d.Korr.). Da hätten ruhig ein paar mehr Leute Abschied nehmen können von dieser Last.

Die Fahrt gestaltete sich im ICE ganz kurzweilig, mancher schlief, mancher trank und mancher rauchte an der falschen Stelle. Immerhin gab es dafür nur eine 10,-- Strafe für das Rauchen auf der Zugtoilette und wir wurden nicht aus dem Zug geholt, wie in Hannover vom BGS angedroht.

In Darmstadt wurden wir von 15 netten Darmstädtern rund um das "Brutal"-Fanzine abgeholt und von 50 nicht ganz so netten Tapsi Turtles in Uniformen. Diese sollten uns den ganzen Tag noch begleiten. Die Polizei samt Ordnungsdiensts wollte eine komplette Fantrennung durchsetzen, da wir so gefährlich sind und die Darmstädter sich mit jedem dahergelaufenen kloppen wollen (so die Begründung der Polizei). Leider sah diese Fantrennung auch die Trennung der einzelnen Fangruppen St.Paulis vor. Der Gästeblock war zu beiden Seiten abgeschirmt, und wer sich an der Hauptkasse ein Ticket für unseren Block holte, konnte trotzdem nicht eintreten. So blieben Biber aus Schweiz und Baden in ihrem Block und ein Mitglied der Lächerlichen aus Paderborn im anderen. Erst der Ober-Fantrenner der Polizei hatte ein Einsehen und mensch durfte ein herzliches Wiedersehen feiern.

Im Stadion gab es echtes Bier, kalten Äppelwoi und leckere Fleischerzeugnisse aus hiesigen Schlachtereien. Das war allerdings auch das einzig Positive. Ein Besuch des nebenan liegenden Freibades wäre eher empfehlenswert gewesen, auch wenn das der Stadionsprecher anders sah.

Als das Debakel endlich zuende war feierten die Darmstädter auf Tribünen und Platz, wobei sich einer der netten Darmstädter auf dem Platz mit einem Ordner prügelte. Eine Punkerin, die uns auch am Bahnhof abholte, kam hinzu und versuchte ihren Freund da rauszuziehen. Und was macht der St.Pauli-Block? Schreit "Nazis Raus". Nur weil der Typ kurze Haare hatte. Euch möchte ich echt nicht in der Nähe haben, wenn ich mal in so eine Situation gerate. Statt zu helfen brüllt ihr wahrscheinlich auch nur "Nazis Raus" und erzählt allen, wie es die (aggressiven) Ordner mir richtig besorgen sollen. Ganz arm.

Der Aufenthalt am Darmstädter Bahnhof (wir 50 wurden mit einer Sonder-Straßenbahn unter Polizeibegleitung dorthin geleitet, alle anderen Kneipen auf dem Weg waren nach Polizeiangaben "zu gefährlich") wurde mit Sonnenbrand pflegen und gepflegter Konversation gepflegt (aha, d.Korr.) und zwei Grazien sprangen noch in den Brunnen, um der hessischen Blutegel-Zucht etwas Auftrieb und Nahrung zu geben.

Nie wieder ICE (Fürth 1:5 und Darmstadt 1:3)!

db

St.Pauli-Amateure - Eichholzer SV 4:1
Freitag, 17. August 2001, Freibier-Arena

Beginn des Vogelschießens
!

14 Tage später einen Artikel über ein Amateur-Spiel zu schreiben, das ich in der 75. Minute schon verlassen habe, ist nicht einfach. Was weiß ich denn noch darüber. Im Schanzenpark war Filmfest und an dem Abend lief ein japanischer Splatter-Film mit Live-Musik-Untermalung. So fiel die geringe Anfeuerung nicht so auf. Unsere Amateure hatten 700 Chancen, die alle vergeben wurden, und am nächsten Morgen war um 3.00 Uhr Aufstehen und die Fahrt nach München. Deshalb habe ich das Spiel nur bis zum 2:1 gesehen und nichts von den Freiwürstchen und dem Freibier abbekommen. Ansonsten lest das Hossa, da steht alles genauer drin.

hs

St. Pauli Amateure-Eintracht Frankfurt 0-1 n.V. (0-0)
DFB-Pokal - Millerntor - 25.08.2001

Das war er also, der große Tag der Amateure. Und den haben Sie sehr gut hinter sich gebracht.

Bei brütender Hitze hatten sie die Frankfurter am Rand der Niederlage, aber 1 Minute vor Schluß der Verlängerung gab es leider leider einen (wohl berechtigten) Elfmeter und nix wars mit dem Favoritensturz. Aber über die gesamten 120 war das eine echte Spitzenleistung, nicht nur blindes Ballweggebolze, die Amateure waren technisch und konditionell ebenbürtig, v.a. Adamu war Weltklasse, selten so viel Eleganz und Spielübersicht gesehen. Vielleicht sollte er mal bei den Profis ran, schlechter als die jetzigen kann er es auch nicht machen.

Die Stimmung war ganz gut, eigentlich wurde die gesamten 120 Minuten gesungen, allerdings mit einigen Pausen dazwischen. Auf jeden Fall war es aber kein Vergleich mit dem Leverkusen-Spiel damals, als sich alle 5.000 Leute 90 Minuten die Kehlen heiser schrien. Heute fehlte son bißchen der letzte Wille zum bedingungslosen Support, lags an der Hitze? Wahrscheinlich, aber wohl auch an der Tageszeit, denn son Abendspiel wie damals hat doch einiges mehr an Atmosphäre. Ach ja, ist schon Schade, das es die Freitagabendspiele nicht mehr gibt, das waren immer die besten.

Ansonsten war es aber mal wieder ganz schön, nicht dieses Bundesliga-Tamtam vorm Spiel zu haben, alles war entspannt, die Stadionsprecher mussten nicht rumkaspern und sogar die Polizei probierte eine neue Taktik: Nach Spielschluß wurden die Frankfurter schnell über die Budapester Straße zu den Bussen/Bahnen geführt, keine komplette Sperrung des Viertels, alle durften hin, wo sie wollten und es gab keinerlei Streß (jedenfalls habe ich nichts mitbekommen). Ist natürlich nur die Frage, warum das nicht bei solchen Chaoten wie den Herthanern und Rostockern (jaja, die sind nicht alle so, ich weiß) gemacht wird, wenn es für die Leute um einiges angenehmer wäre, wenn die Faschohorden möglichst schnell aus dem Viertel verschwinden. Naja, hoffen wir mal, das das die Generalprobe einer neuen Bullentaktik war, wäre schön!

Von den Frankfurtern waren so 600 da, wobei 100 davon erst nach ner Stunde oder so ankamen, vielleicht sind die ja den "Stadion"-Schildern gefolgt und waren erst im Volkspark... Sie hatten ordentlich Fahnen und Doppelhalter mit, davon diverse mit Che drauf, aber als Autonome würde ich sie trotzdem nicht gerade bezeichnen. Ein bißchen assig vielleicht, aber alles im Rahmen, keine Nazisprüche (habe ich jedenfalls nicht gehört), etwas zu oft "Scheiß St. Pauli" (laaaaangweilig!), aber im großen und ganzen nichts Besonderes. Ich war ja son bisschen gespannt auf die berühmten Ultras, aber so doll war das nun auch nicht, jedenfalls müssen wir nicht neidisch auf den tollen Support bei denen sein.

Der Tagesausklang wurde dann mal wieder im Jolly Roger begangen, wo auch einige nette Frankfurter anwesend waren (ui, das war ja fast Groundhopper-Stil). Leider mußten ab 22.00 Uhr wieder mal alle in den Brutkasten rein, während sich überall sonst auf St. Pauli die Massen im Freien vergnügten. Danke, blödes, anonymes Denunziantenschwein!

tf

FC Bleiern - St. Pauli 2:0
Kuhpferchstadion, 13.05.01

Skandal: POLITIK im Stadion!

Abfahrt des Sonderzuges um 4.00 Uhr nachts - das "Unternehmen Zukunft" will uns wohl loswerden. Ich hoffe nur, dass es bald ein paar Konkurrenzunternehmen auf dem Schienenetz gibt, denn eigentlich fahre ich gerne Bahn, aber das ist einfach nur Schikane. Um diese Zeit fahren keine U- und S-Bahnen, gibt es keinen Reiseproviant zu kaufen, und der Freitagabend ist bei einer Weckzeit von 2.30 Uhr natürlich auch off. Bei mir ging´s ja noch (Taxi 12 DM), aber was sollen die Leute von außerhalb sagen - die mussten bereits am Vorabend anreisen.

Kein Wunder, dass nur 360 Leute den Zug buchten, vor allem, da es wesentlich preiswertere (Auto) und bequemere (Gruppenreise ICE, Flieger) Möglichkeiten gab, die gut 800 km zu überbrücken. Und viele scheuten die Strapazen ganz und gar und blieben in Hamburg. Schämt euch was!

Immerhin konnte der Fanladen zumindest einen Teil der überflüssigen Waggons stornieren, so dass der Verlust "nur" 15.000 DM (statt 50.000 DM) beträgt. Um den Schuldenberg zumindest ein wenig zu dezimieren, sollten die Einnahmen des Partywagens komplett dem Fanladen zugute kommen (zu lasten der "Rassismus im Fußball" Ausstellung von BAFF, die ursprünglich davon profitieren sollte), aber was müssen die müden Augen (und Ohren) der Fanladen-Crew morgens feststellen: Die Musikanlage ist im Arsch (knarzt) und - vor allem - die Kühlschränke funktionieren nicht, und das im Hochsommer. Zum Glück konnte trotzdem das gesamte (pisswarme) Astra an den Fan gebracht werden.

Um 13.00 Uhr erreichte man München, ließ sich - wie immer - von den Bullen in die Rücksäcke schauen, ärgerte sich noch ein wenig über unfreundliche Bedienungskräfte und das miese Preis-Leistungs-Verhältnis in der Gastronomie und marschierte bei ca. 30°C schwitzend durch den Olympiapark in die weite Betonschüssel. Knapp 3.000 St.Pauli-Fans zwängten sich in dieses schreckliche Stehplatz-Kuhpferchmodell und supporteten die Mannschaft so gut es ging. Die Anzahl der 1860-Fans hielt sich in engen Grenzen, die sog. "Fanfreundschaft" ist wohl so gut wie nicht mehr vorhanden.

Immerhin 60.000, na ja, Zuschauer füllten das weite Rund, zu 85 % dicke Daddys mit ihren Kindern und Kohorten von 12-14-jährigen Teeniegruppen. Entsprechend war die Stimmung - nämlich so gut wie gar nicht vorhanden, sehr bleiernd... Außer der Zuschauerzahl hat sich seit dem grandiosen 1:0 1991 daran nicht viel geändert, und damals waren gerade mal 14.000 Zuschauer anwesend...

Ach ja: Obwohl im Olympiastadion streng verboten, haben die St.Pauli-Fans P.O.L.I.T.I.K. ins Stadion gebracht - und zwar unübersehbar. Was für ein Skandal!!!

Das Spiel war leider sehr ernüchternd und ich glaube, auch ohne die Unterstützung des Parteiischen hätten wir hier verloren.

Die Rückfahrt wurde zumeist schlafend oder im Partywagen verbracht. Nach 9 (!) Stunden Fahrt inklusive eines 3/4stündigen Aufenthalts in Würzburg hatte uns die Hansestadt wieder.

OneSixOne

St. Pauli - Hansa Rostock 0:1
So 12.08.01 - Dusche Millerntor

Bullshit

Alles scheiße.

rk

St. Pauli - Hansa Rostock 0-1 (0-1)
Millerntor - 12.08.2001

Und noch mal ausführlich...

Nachdem rk ja schon mitgeteilt hat, das alles Scheiße war, möchte ich doch noch mal sagen, was denn genau diese Unzufriedenheit hervorrief:

Das Wetter:

Was für ein elender Mist, den ganzen Tag strömender Regen, erst nach dem Spiel wurde es etwas besser.

Die Stimmung:

Ich habe ganz lange nicht mehr so eine miese Stimmung erlebt. Lag´s am Wetter? Wohl eher nicht, gab es doch bei Regen einige der denkwürdigsten Spiele. Oder lag´s an den Modefans? Wohl auch nicht, die waren gegen Hertha ja auch schon da und da war die Stimmung gut. Lag´s an der Leistung der Spieler? Hoffentlich nicht, das wäre echt ein Armutszeugnis, wenn nur Stimmung ist, wenns gut läuft. Lag´s am fehlenden Bier? Das könnte schon eher sein, so ein bis zwei Bier machen doch sangeslustiger, wie mir scheinen will (allerdings haben die meisten haben bis kurz vor Anpfiff noch mal druckbetankt... d. Korr.). Hm, wahrscheinlich wars eine Mischung aus allem, aber trotzdem war das alles sehr enttäuschend, hatte ich doch gedacht, das gerade gegen Rostock sich alle die Lunge aus dem Leib schreien würden.

Kein Bier:

Fussball ohne Bier ist doof. Und wer ernsthaft behauptet, mit Bier hätte es hinterher Ausschreitungen gegeben, er spinnt. Zumal vor dem Stadion diverse Möglichkeiten waren, sich vorher und nachher diverse Biere zu genehmigen. Aber so ist er halt, unser DFB, verkalkte alte Männer, die nichts von der Welt mitkriegen und ab und zu in blinden Aktionismus verfallen. Aber Sitzplätze verhindern ja auch Ausschreitungen, insofern haben wir noch Glück gehabt, der DFB hätte ja auch eben diese fordern können...

Das Spiel:

Da will ich gar nix zu sagen außer: Unterirdische Leistung in der ersten Halbzeit und eine halbwegs annehmbare zweite Halbzeit. Wenn die dann noch lernen, dass man nicht immer die Bälle hoch in die Mitte bolzt oder im Strafraum Kurzpasspiel betreibt, dann fällt vielleicht auch mal ein Tor. Ich habe früher in der F-Jugend jedenfalls gelernt, das man bei Regen auch mal von weiter weg schiessen darf, weil der Ball nämlich rutschig ist und irgendwann mal ins Tor flutscht. Aber diese alten Erkenntnisse sind heute wohl verloren gegangen. Ach ja, und Cenci gefiel mir auch recht gut, der muß nur mal treffen.

Die Rostocker Fans:

Die waren nicht aus den vorher erwarteten Gründen scheiße, sondern weil sie das Sangesduell sowohl lautstärkemäßig als auch von der Kreativität her eindeutig gewannen. Natürlich war da auch wieder ein ziemlicher Mob an Faschos und Co. anwesend, aber im Vergleich zu den letzten Spielen bestand der Großteil doch aus völlig normalen Fans. Rechtsradikale Gesänge waren eher selten, und wenn, dann auch nicht vom ganzen Block mitgetragen. Und die Rauchbomben und Zaunklettereien fand ich auch nicht wirklich schlimm, ich erinnere da nur an diverse Amateurspiele, wo es an allen Ecken und Enden qualmt und leuchtet und raucht und alle das toll fanden (ich auch). Und nur weil das jetzt Rostocker machen, "auf die Fresse" zu brüllen, ist doch etwas arm. Na gut, für den Nebeltopfwurf auf die Auswechselspieler hätte der Werfer eine verdient gehabt, aber unsere supermoderne, High-Tech-Spitzelkamera im Stadion wird den ja wohl deutlich gefilmt haben... (wahrscheinlich haben die aber gerade einen Gegengeraden-Fan angezoomt, der sich ´ne Tüte angesteckt hat... d.Korr.).

Die Polizei:

Na gut, Ausschreitungen gab es nur sehr wenig, aber die Taktik ist trotzdem eine Frechheit. Warum muss man sich als St. Paulianer immer als Schwerverbrecher fühlen, dem an jeder Ecke der Weg versperrt wird, während die Rostocker über die Reeperbahn zu den Bussen geführt werden? Warum werden die nicht vor die Südkurve gefahren? Die St. Paulianer könnten dann gehen wohin sie wollen und die Gästefans müssen nicht durchs Viertel toben und ihre lustigen Gesänge verbreiten.

Olaf Scholz:

Was will dieser Idiot am Millerntor? Mit seinen 10 Bodyguards durch die Gegend rennen, dümmlich grinsen und sich an seiner Polizei erfreuen? Wenigstens dürfte er aus diversen Kommentaren erfahren haben, das sich nicht allzu viele Brechmittelfanatiker unter den St. Pauli-Fans befinden. Schlauerweise wurde er im Stadion auch nicht von den Stadionsprechern begrüßt, was ja sonst immer ganz gerne gemacht wird. Sie werden schon gewusst haben, warum...

Stadion-Sprecher:

Es reicht! Der Energy-Heini geht mir auf den Sack mit seinen pseudolustigen Animiersprüchen und seinem albernen Rumgekasper. Damit wäre er im Pupasch der König, aber um mich herum haben sich alle Leute ständig an den Kopf gefasst, ob soviel Dämlichkeit. Rainer Wulf war auch wieder unmöglich. Erst wieder diese peinliche Singing-Area-Arschkriecherei und dann diese lächerliche Aufforderung an die Rostocker auf der Haupttribüne, sich doch bitte hinzusetzen. Das ist doch wohl überall so, dass viele Leute auf den Sitzplätzen stehen (genauso wie bei uns auswärts, siehe Aachen, Mainz, Bielefeld, Wolfsburg usw. usw.). Genauso sinnvoll, wie die Rostocker zu bitten, doch bitte kein Rauchpulver mehr zu zünden, weil es die Sicht behindert. Ach so, das haben die bestimmt vorher nicht bedacht, Trottel! Entweder schickt ihr Bullen/Ordner da rein und sorgt für Ruhe (bzw. Ausschreitungen) oder ihr haltet die Klappe, aber die Durchsagen sind albern und lächerlich!

"Maxim"-Werbung:

Offensichtlich war die Flugblatt- und Stadionzeitungsaktion aus der letzten Saison nur ein Lippenbekenntnis des Vereins. Oder wie ist es zu erklären, dass für das alte Sexistenblatt "Maxim" am Millerntor Werbung gemacht wird? Hauptsache, das Geld fließt, oder was? Und wäre das nicht schon schlimm genug, prangen an der Haupttribüne auch noch zwei riesige Poster einer spärlich bekleideten jungen Dame, geziert von einem unterirdischen Spruch (Dank an die Rostocker, die das ganze Spiel über auf der Haupttribüne standen und so wenigstens den Spruch auf der einen Seite verdeckten). Was denkt sich die Marketing (oder Vermarktung, oder wie die nun jetzt heißen) eigentlich, den Leuten so einen Dreck vorzusetzen? Nee nee, wenn das das neue Marketing-Konzept ist, dann wünsche ich mir die alten Zeiten wieder. Da herrschte wenigstens ein gewisses Maß an Sensibilität (na ja, Deutscher Ring war ja auch nicht gerade ok, siehe Ausländerdiskrimierung, d.Korr.).

Jolly-Roger-Ärger:

Durchgeknallte Nachbarn, die offensichtlich erst nach ihrem Einzug merkten, dass sie über einer Kneipe wohnen, und dubiose Polizeiansagen lassen den Verdacht aufkommen, dass der Laden einigen ein Dorn im Auge ist. Oder wie soll man das verstehen, wenn man von Polizeimeldungen hört, nachdem sich vorm JR St. Pauli-Fans "zusammenrotten"? Ist ja echt ein Ding, nach dem Spiel stehen St. Pauli-Fans vor einer Fankneipe, was die da wohl wollen?

Das waren also die schlechten Dinge, aber die guten sollen auch nicht verschwiegen werden:

Es war immer viel Platz am Bierstand, ich wurde nicht nass, weil ich unterm Dach stand und die Choreographie fand ich auch sehr gelungen. Über den "antifaschistischen Schutzwall" musste ich auch grinsen, und alle, die mir was von "Provokation" erzählen, sollen mir doch mal erklären, wie man Leute provozieren kann, indem man etwas so hinhängt, dass sie es gar nicht sehen können?

So, nun hauen wir die Bayern weg und ihr kriegt gefälligst mal den Arsch hoch, damit der Sonderzug wenigstens halb voll wird, verstanden!?

tf

Ajax Amsterdam - Celtic 1:3
(Champions League Quali)
Amsterdam Arena, 08.08.01

...and it´s a grand old team to see!

Yeah, die Auslosung erfreute das Celtic-Herz, denn Amsterdam ist von Hamburg aus gut erreichbar. So machten sich denn ca. 60 St.Pauli-Fans auf in die Stadt der Grachten und Coffee-Shops (nech, Klaus?). Allerdings ohne unseren Fanbeauftragten, dessen Kollege kurzfristig krank geworden ist und nun doch den Fanladen hüten musste. Und damit mir auf der Tour nicht langweilig wird, drückte er mir den ganzen Orga-Krams in die Hand, die Fahrscheine, die ganzen Tickets, Geld für Stevie usw., arrrgh!

Na ja, jammern hilft nicht. Am Mittwoch in aller Frühe ging´s bei unserer 13-köpfigen Reisegruppe los, via Osnabrück in 5 h nach Amsterdam. Im Luxushotel "Kabul" eingecheckt und ab ins Getümmel. Vor´m "O´Reilly´s" traf sich dass die ganze Posse und man konnte zahlreiche Bekannte und bis dahin Unbekannte aus Deutschland, Irland, Holland und der restlichen Welt treffen. Nett war´s wieder. Auf dem benachbarten Platz wieder ein Meer in grün-weiß, und die Trikolore hing an jeder Erhöhung.

St. Pauli war die einzige nennenswerte Celtic unterstützende Fangruppe aus Deutschland bei diesem Spiel. Von Dortmundern z.B. war weit und breit nichts zu sehen. Aus Holland waren die Bredaner vom NAC ebenfalls in Regimentsstärke anwesend. Von den Celts wurde man wieder euphorisch begrüßt, und als rund 60-70 Celtic-Fans vor´m "O´Reilly´s" plötzlich anfingen, laut "St.Pauli" zu singen, war mir das fast ein bisschen peinlich...

Irgendwann ging´s dann zur Arena, die man echt vergessen kann. Zum einen liegt die am Arsch der Welt und man muss stundenlange An- und Abfahrten und Märsche auf sich nehmen, zu anderen ist das Teil ein Hochsicherheitstrakt. Normal werden alle Celtic-Fans in eine Kurve gepackt, was für alle Beteiligten am besten ist. Das ging hier nicht, da man sein Ticket in so ´nen Schlitz stecken muss und man nur einzeln durchs Drehkreuz kommt (was im übrigen auch gigantische Schlangen zur Folge hatte). Ich hatte mein Ticket woanders und musste erst ums ganze Stadion laufen. Bis wir (ein anderer St.Pauli/Celtic-Fan & me) unsere Plätze gefunden hatten, lief das Match schon 5 Minuten und wir hatten das erste Tor für Celtic verpasst. Trotz der Führung war ich über die Umstände ziemlich gepisst. Drüben in der Celtic-Kurve war noch Platz und wir beschlossen, uns erst mal die erste Halbzeit anzuschauen, um dann zu versuchen dort hinüber zu gelangen.

Um uns herum nur Ajax-Fans, aber da es sich um die Gegengerade (oder so) handelte, zum Glück eher die der gemäßigteren Sorte. Anderen erging es schlechter, und sie mussten direkt in die Heimkurve rechts von uns, wo sie teilweise massiv bedroht wurden, und das als erkennbare Celtic-Fans. Aber in der Halbzeit konnten alle problemlos rüber, die Ordner ließen einen ohne Diskussionen durch. Warum nicht gleich?

Wie uns zu Ohren gekommen ist, gab es wohl auch Übergriffe von Ajax-Hools auf Celtic-Fans. Echt arm, überall auf dem Kontinent ist Celtic gern gesehen und sein Anhang als friedlich bekannt. Aber wir haben auch nette Ajax-Fans getroffen.

Das Spiel war klasse, Celtic war haushoch überlegen und von Ajax nichts zu sehen. Das Ergebnis hätte auch höher ausfallen können. Da müsste schon ein kleines Wunder passieren, wenn Ajax das im Rückspiel noch drehen will.

Der Support der etwa 8000 Celtic-Supporter war - vor allem angesichts des Spiels - eher enttäuschend, vor allem in Sachen Songvielfalt hab ich schon ganz andere Sachen erlebt. Noch nicht mal ein Standard wie "Fields of Athenrye" bekam der ganze Block gemeinsam zustande.

Nach dem Spiel wieder herumgeirrt, dann endlich eine U-Bahn-Station gefunden, die heillos überlaufen war, zig Stationen in die Innenstadt gefahren, und geschlagene 1,5 Stunden nach Spielende konnte ich meiner seit fast fünf Stunden ausgetrockneten Kehle wieder ein Bier gönnen. In den engen Gassen tobte für einen Mittwoch Abend gut der Bär. Doch irgendwann forderte der lange Tag seinen Tribut und ich horchte ins Kopfkissen.

Fazit: Eine Fahrt mit Licht (Spiel, Warming Up) und Schatten (Stadion, Stimmung). Hoffen wir mal auf eine gute Auslosung und wir sind wieder mit von der Partie. Und immer dran denken: Irgendwann, ja irgendwann spielt Celtic im Europacup gegen St. Pauli.

Tiocfaidh ar la - our day will come!

Sean South
P.S.: Besonderes Dank und Grüße an die NAC-Breda-Fans, die uns eine Menge Tickets organisiert haben!

Altona 93-Amateure 2-1 (2-0)
Adolf-Jäger-Kampfbahn - Toto-Pokal 2. Runde - 03.08.2001

Etwas spät, aber besser als nie: Hier ist der Bericht zum Pokalaus:
Etwas schade war es ja schon, dass die beiden Mannschaften schon in der 2. Runde aufeinander trafen, aber letztendlich ist es dann ja auch besser gegen Altona auszuscheiden, als gegen so´n Vorstadtclub wie Norderstedt, Pinneberg oder so was...

800 Zuschauer waren da, wobei das Verhältnis etwa 50/50 war, die Altonaer (Altonenser? Altonesen? Altonasen? Dänen? d.Korr.) machten ab und zu Stimmung, die St. Paulianer auch, es gab Rauch und Bengalos und ein sehr munteres Spiel mit massenweise Torchancen.

Durch zwei herrliche Tore ging Altona in der ersten Halbzeit 2-0 in Führung, und das war zu diesem Zeitpunkt schon glücklich, aber in der zweiten Halbzeit war das schon fast zum Verzweifeln: Latte, Pfosten, auf der Linie geklärt, vorbeigegrätscht, gehalten, übers leere Tor... Wenn die Amateure nur die Hälfte der Chancen genutzt hätten, dann hätte Altona 6 Tore kassiert.

Aber so ist Fußball, der Pokal hat seine eigenen Gesetze und wer seine Chancen nicht nutzt, der wird bestraft (es lebe der Floskelpeter... d.Korr.). Auf jeden Fall war es ein angenehmer Abend, kein Regen, kein Stress und schließlich langt das ja auch, wenn die Amateure in den anderen beiden Wettbewerben ganz nach vorne kommen..
Tja, mehr weiß ich leider nicht mehr, aber das ganze ist ja auch bald ne Woche her...

tf

VfL Wolfsburg - St. Pauli 1:1
VW-Stadion, 13.05.01

Noch 38...

Das war sie also, sie erste Oberhaus-Auswärtsfahrt nach über vier langen Jahren Zweitklassigkeit. Und es war gleich eine Fahrt, wie sie komfortabler kaum sein könnte. Auf einem Sonnabend, Abfahrt erst um 11.25 Uhr, und dann noch ein schönes 1.Klasse-Abteil (natürlich!) im Entlastungszug erwischt. Was für ein Unterschied zu den in den Zweitliga-20-Stunden-Bus(tor)touren!

Allein das Wolfsburger Wetter wollte partout nicht mitspielen und bescherte den St.Pauli-Fans auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion erst mal einen kräftigen Regenguss. Zum Glück hatten wir überdachte Plätze, so dass die nassen T-Shirts wieder trocknen konnten.

Insgesamt waren so 3.000 Gästefans angereist, die sich unten auf den alten Stufen und oben auf diesem Tribünenaufsatz verteilten. Der Support war während des gesamten Spiels 1A-oberklasse, wenn auch nicht sehr abwechslungsreich, aber doch laut und durchgehend.

Von den Wolfsburgern war nix zu hören. Neben dem alten Fanblock auf der Tribüne versucht der Verein offenbar, einen Nachwuchs-Block in der Kurve zu etablieren. Dies wird dann vom Stadion-Animateur umgesetzt, der die ganze Zeit irgendwelche Spielchen macht, und auf der Anzeigentafel Fans rangezoomt werden, die den ganzen Kasperkrams gefälligst mitmachen sollen. Non Stop dröhnt megalaute Pop-Musik aus den Boxen, die ein Gegenansingen quasi unmöglich macht. Als VfL-Wolfsburg-Fan würde ich in Grund und Boden schämen angesichts dieser peinlichen Robinson-Club-Scheiße.

Zum Glück ist das während des Spiels nicht erlaubt, so sehnten alle den Anpfiff herbei.

[hier könnte jetzt eine Menge zum Spiel stehen, aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt von Presse, Funk und Fernsehen (wie es so schön heißt) und 30.000 Trainern bereits ein paar hundert Mal analysiert worden und würde hier nur noch langweilen, also lassen wir´s traditionell]

Der Rückweg verlief zum Glück regenfrei. Aber da die allermeisten St.Pauli-Fans nicht völlig auf dem Trockenen sitzen bleiben wollten (im Stadion gab´s nix), gestaltete sich die Versorgung mit Gerstenkaltschalen extrem schwierig, denn die viel zu wenigen Kioske und Döner-Buden waren dem Ansturm von über 1.000 durstigen Kehlen nicht gewachsen. Einige holten sich ihr Rückfahrt-Pils sogar im Cinemaxx...

Bereits um 21.30 Uhr konnte man das erste Astra im Jolly Roger in Empfang nehmen. Also, ich sehne mich kein Stück nach den 20-Stunden-Bustouren zurück...

Schafspelz

FC St. Pauli - Hertha BSC Berlin 0-0
Millerntor - 29.07.2001

Wir sind besser als der hsv!

Tja, da war sie nun also wieder, die Bundesliga. Und ich muss sagen, sie gefällt mir doch recht gut! Die letzten Monate waren ja ein ziemliches Wechselbad der Gefühle, erst dieser unglaubliche, sensationelle Aufstieg in Nürnberg und die riesige Vorfreude auf die neue Saison und dann der Unfall von Nils. Danach war mir die ganze Bundesliga so was von egal, aber am Sonntag Mittag begann es dann doch wieder zu kribbeln.

Strahlender Sonnenschein, volles Haus, einer unserer Lieblingsfeinde als Gegner, das konnte ja nur ein netter Tag werden. Vorher gab es im Jolly Roger noch alte Pfennig-Fotos, weil Klaus wohl mal zuhause aufgeräumt hat (vor allem: weil der alte Ragga-Män nach Tobago auswandert... d.Korr.) und so gab es mal wieder viele schöne Erinnerungen an sehr nette Abende und Partys in dieser winzigen Kneipe.

Lange habe ich es im JR aber nicht ausgehalten, das Stadion lockte und so war ich denn schon eine Stunde vor Anpfiff drin - und das war schon ein schönes Gefühl, wieder im Stadion zu stehen. Die Stimmung war auch prächtig, zum Anpfiff gab es eine nette Choreographie (wobei vielleicht endlich mal Herr Wulf gefeuert werden sollte! Der wird ja immer Uwe-Bahniger, die Erklärung über Stadionlautsprecher, wie die Haupttribüne die Zettel hochzuhalten hat, war ja wohl so was von peinlich! Und auch sonst nehmen seine Pausenclown-Aktivitäten doch leicht überhand. Da lobe ich mir Knut und den anderen (keine Ahnung, wer das war), die vorm Anpfiff schön CLASH gespielt haben. Das war sehr schön so!) und von da an war 90 Minuten Stimmung angesagt. Das war wirklich ne ziemlich starke Leistung des gesamten Stadions, Hut ab!

Deshalb weiß ich auch nicht, ob sich die Berliner Superhirne noch mehr so lustige Gesänge wie "Asylanten" und "Deutsche, wehrt euch..." ausgedacht haben, weil sie schlicht und einfach nicht mehr zu hören waren. Aber alleine diese beiden obengenannten Sachen müssen ja schon Monate an Brainstorming beansprucht haben, so dass da wohl nicht viel mehr war.

Und was war mit dem Spiel? Das war sehr nett anzuschauen, St. Pauli keineswegs unterlegen, die ganzen Berliner Millionäre haben nix auf die Reihe gekriegt, Forechecking im Hertha-Strafraum, Gegrätsche und Gerenne, ein ziemlich schnelles Spiel und ein fantastischer Bulat. Wenn der erst mal Deutsch kann und seine Vorderleute noch dirigiert, dann ist diese Saison wohl alles möglich! Das 0-0 war insgesamt wohl gerecht, wir stehen vor Bayern und dem hsv, also ein rundum gelungener Tag!

Tja, leider nicht so ganz, denn mitten beim Spielerabfeiern flogen vorm Clubheim plötzlich Bänke und Flaschen durch die Luft und wir durften Zeugen des wohl unfähigsten Polizeieinsatzes seit langem werden. Ca. 40 Hertha-Affen stürmten von der Südkurve zum Clubheim und schlugen auf alles ein, was nicht schnell genug wegkam. Glücklicherweise konnten sie nach dem ersten Schreck in die Flucht geschlagen werden, aber es blieben doch einige Fragen offen: Warum sind bei jedem tristen Zweitligakick gegen die Stuttgarter Kickers mehrere Bullenketten zwischen Südkurve und Clubheim, gestern aber nicht? Warum können die auf dem Spielertunneldach rumhampeln, ohne dass jemand einschreitet? Da gibt es wohl nur 3 Möglichkeiten:

1. Die Polizei wurde überrascht.
Hm, sehr unwahrscheinlich, wenn sie im Vorfeld um Verlegung in den Volkspark aus Sicherheitsgründen bitten... Außerdem ist das Verhältnis St. Pauli/Hertha ja nun schon seit 10 Jahren nicht das beste, es gibt Sicherheitsbesprechungen vor den Spielen und und und...

2. Die Polizei war fachlich nicht in der Lage, die Hools aufzuhalten.
Auch nicht sehr wahrscheinlich, bzw. das wäre nahezu erschütternd, wenn 200 (laut Presse 400, d.Korr.) hochgerüstete Schutzmänner nicht 40 unbewaffnete Männer aufhalten könnten. Und bei irgendwelchen Nazi-Demos beweisen sie ja auch immer wieder, wie gut sie es verstehen, ganze Stadtteile abzuriegeln...

3. Die Polizei wollte die Hools nicht aufhalten.
Das wäre auch nicht sehr schön, nicht wahr? Und wenn ich jetzt ein paranoider Verschwörungsfanatiker wäre, dann würde ich das für am wahrscheinlichsten halten. Zwei Hundertschaften bei so einem Spiel sind ja schon mal ein Witz und wenn man dann weiß, dass Herr Hackmann früher Innensenator war und sicher noch über die besten Kontakte zur Polizeiführung verfügt, wenn man annehmen kann, dass er jeden Pfennig zur Finanzierung seines jetzt schon maroden Superstadions braucht, dann kann man schon auf komische Gedanken kommen... Aber ich bin ja kein Verschwörungsfanatiker, also fällt die Möglichkeit auch weg.

Aber woran lags dann? Der Polizeieinsatz am Millerntor war ja schon immer von Konzeptlosigkeit geprägt, wildes Hin- und Hergefahre mit Blaulicht durchs Viertel, sinnlose Absperrungen, Fantrennung, die dann auf der Reeperbahn wieder zusammengeführt wird, die Liste von unsinnigen Maßnahmen ist lang...

Die nächsten Tage werden zeigen, was das alles für Folgen haben wird, die ersten Umzugsforderungen werden ja schon laut... Jedenfalls wäre das ein ganz schlechter Witz, wenn der FC St. Pauli unter der Unfähigkeit der Polizei zu leiden hätte. Schön war jedenfalls zu sehen, das es doch einen guten Zusammenhalt gab, wenn es zu Angriffen kam, so dass nur wenige St. Paulianer in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Eigentlich traurig, dass ein Spielbericht zu so einem großen Teil von anderen Dingen handelt, aber warum soll man es verschweigen, wenn so ein Haufen Deppen sich im Gästeblock tummelt. Verschweigen sollte man aber auch nicht, das vorm Spiel im JR und auch in vielen anderen Läden Herthaner und St. Paulianer in völlig friedlicher Stimmung nebeneinander ihr Bier tranken und alles ganz entspannt war.

Tja, das war nun also das erste Spiel, hoffen wir mal, das dass nicht jedes mal so wird, denn das wäre sehr nervig...

tf

Anmerkung vom Korr.: Wenn die Polizei jetzt davon redet, dass solche Spiele im Volksparkstadion ausgetragen werden müssen, ist das 1. ein Ablenkungsmanöver, um von der eigenen Unfähig- und Planlosigkeit im Rahmen des Hertha-Spiels abzulenken, 2. eine Ignorierung der Tatsache, dass die Ausschreitungen nicht im Stadion stattfanden und 3. eine Bedrohung der Gesundheit zahlreicher St.Pauli-Fans und Anwohner, wenn sich 5-10.000 Hansa Rostock Fans auf dem Kiez tummeln sollten (statt dass 1.800 kontrolliert weggeführt/fahren werden). Man hält es im Kopf nicht aus.

Nachtrag: Ich wurde von mehreren Leuten in einigen Punkten korrigiert:

So war es der Wunsch der Passanten, das die "Choreographie-Anleitung" vor dem Spiel verlesen wird (was ich aber trotzdem für überflüssig halte) und der, den ich nicht kannte, war jemand von Radio Energy. Die Clash-Songs waren auch nicht seine Idee, sondern kamen durch das Joe Strummer-Interview in der Stadionzeitung zustande. Wie auch immer, ich sehe hier eine leichte Gefahr des anpassens an das übliche (tiefe) Bundesligastadionsprecherniveau und hoffe sehr, das sich das im laufe der Saison nicht bestätigt. Die Musikauswahl ist nach wie vor einmalig und gut, aber das rumgekaspere sollen die mal sein lassen. Und auch dieses penetrante Eingeschleime bei der Singing Area ist dumm, überflüssig und peinlich (und von niemandem dort gewollt!). Das ist einfach nur ein Teil der Fans, der sich weder als etwas besseres noch als Elite oder sonst was sieht. Nach dem ganzen Theater der Anfangszeit kommen jetzt alle wunderbar miteinander aus, aber wenn nun vom Stadionsprecher immer nur ein Teil der Fans besonders hervorgehoben wird, dann führt das doch garantiert bald wieder zu Ärger. Was soll das also? Letzendlich gibt das zwar wichtigeres, aber bevor sich jetzt hier jemand groß aufregt, wollte ich das doch noch mal richtigstellen.

tf

St. Pauli - AEK Athen 0:3 (Testspiel)
Millerntor, 13.05.01

Au Backe
!

Wie heißt es so schön: Wenn die Generalprobe in die Hose geht, kann es nur eine gelungene Premiere geben. Allerdings nützen 5 Mark im Floskelschwein herzlich wenig, wenn die Mannschaft (bis auf Bulat) weiterhin so eine Grütze abliefert.

Die 7.000 Zuschauer waren jedenfalls ziemlich entsetzt, was da unten auf dem Rasen so ablief (dieser war übrigens in einem hervorragenden Zustand - hallo AOL-Arena!) Da hat Demuth noch viel Arbeit vor sich. Ich hab aber auch das Gefühl gehabt, dass die Jungs total schwere Beine hatten - da ging ja schon läuferisch überhaupt nix. Die Griechen waren zudem noch saustark, technisch und spielerisch brilliant, so dass wir mit 0:3 noch gut bedient waren... Nun denn, was zählt ist gegen Hertha.

Kurz nach dem Kick Off gab es eine Schweigeminute für Nils, ein großes Transpi wurde hoch gehalten. Außerdem ziert eine Bande mit der Aufschrift "Nils - in Memory" den Block 1. Das war schon ein beeindruckender Moment.

Was war noch? Das Spiel fand zugunsten der Obdachlosenzeitung "Hinz & Kunzt" statt, 2 DM von jeder verkauften Eintrittskarte gingen an das Magazin. Gute Sache.

Ein paar kleine Veränderungen am Stadion waren sichtbar, u.a. der Gerüstpodest über der Meckerecke, der Umzug des AFM-Containers neben das Telekom-Hochhaus sowie allerlei Kosmetik. Außerdem wurde der Bierpreis auf 3,50 DM erhöht - mit einer Verbesserung der weiterhin katastrophalen Zustände in Sachen Bierversorgung ging das leider nicht einher.

Nach dem Match wurde im und vorm Jolly Roger natürlich heiß diskutiert, was uns dieses Spiel sagen will. Lieber nicht zu lange darüber nachdenken. Zudem begannen schon die ersten Planungen für das Match Ajax Amsterdam gegen Celtic im August, wohin sicher wieder eine größere St. Pauli Delegation anreisen wird.

Souflaki Atzetakis